Schlußphasen können spannend, dramatisch und wie in diesem Spiel aus Sicht der Gastgeber auch schon mal sehr erfolgreich sein. Zumal dann von den begeisternden Fans ein Punktgewinn auch schon mal wie ein Sieg gefeiert wird. Nachdem Trainer Christopher Seel diesmal wegen eines Lehrgangs verhindert war, sah es auch Daniel Schenk so. Er hatte zusammen mit Forian Bär die Verantwortung auf der Bank und zitierte: „Ich sehe das selbstverständlich als Punktgewinn, zumal die Gäste aufgrund ihrer Spielweise sich als schwer zu bespielender Gegner präsentierten.“
Doch solche Schlußphasen können auch betrügen und zwar das eigene Gewissen und die eigene Ehrlichkeit. Schnell vergisst man, dass in der Summe gesehen auch ein Sieg für die SG möglich war. Aufgrund von viel zu viel ausgelassenen Einwurfmöglichkeiten über das gesamte Spiel verteilt hatte man sich letztlich selber in diese Situation gebracht und musste fast ständig einem Rückstand hinterher laufen.
Dass das Ruder nach dem 24:27 nach 57:39 Minuten trotzdem noch herumgerissen wurde, war dann freilich noch einem bravourösen Schlussakkord auf dem Spielfeld vor und hinter der Bank zu verdanken.
Was in dieser Begegnung schnell erkennbar, war eine Gästehandschrift, die sich ganz anders als die eigene Spielkultur darstellte. Mainfranken besaß mit Melanie und Julia Meyer zwei Spielerinnen, die viel an handballerischen Können boten. Sie verschleppten auf der einen Seite das Geschehen, um andererseits auch immer wieder durch Rhythmusverlagerungen Tempo in die Aktionen zu bringen. Zudem überzeugte vor allem Melanie Meyer mit Distanzwürfen, denen es sich nur ganz schwer entgegenzustemmen war.
Diesen beiden Gestalterinnen haben sich ihre Nebenleute voll und ganz untergeordnet. Gelang es den Gastgebern den Rhythmus dieser Beiden zu unterbrechen, kam sofort Sand ins Gästegetriebe. Ließen dann die Mädels aus Helmbrechts und Münchberg noch die eigene Klasse ins Spiel einfließen, war in diesem Phasen von Mainfranken nicht mehr so viel zu sehen.
Da war vor allem die eigene Schnelligkeit und der Spielwitz in vielen Phasen. Nicht von ungefähr steht die SG Helmbrechts nach 4 Partien noch immer ungeschlagen an der Tabellenspitze der Landesliga/Nord. Da muss auch Leistung abgerufen werden und dies Woche für Woche. Freilich ließen das die Gäste in dieser Partie nicht immer zu. Zumal ihnen hilfreich zur Seite stand, dass fast über die gesamte Distanz aus einer 2-3 Tore-Führung heraus agiert werden konnte.
Trotzdem bot sich den Gastgeberinnen öfter die Möglichkeit schon früher auszugleichen. Gerade dann streuten die heimischen Angreiferinnen aber immer wieder Fahrkarten dazwischen. Letztlich waren das sogar die Bremsklötze, um nach Abpfiff vielleicht sogar noch verlustpunktfrei dazustehen. Wenn und aber entscheiden jedoch keine Spiele.
Leben kann und darf man auf SG-Seite auf jedem Fall mit der positiven Energie und den Willen, den die Mädels abgerufen haben. Dem Gegner immer dicht auf den Fersen, sich nie aufgegeben und jederzeit in der Lage, auch am Ende alles abzurufen.
Die Anweisungen von der Bank umgesetzt, den Gegner ausgeguckt und noch rechtzeitig entscheidende Ansatzpunkte zur Wende gefunden. Das brachte das hochdramatische Finale, das zudem mit einem sicher verwandelten Strafwurf durch Carina Hempfling endete, der zudem nochmal wiederholt werden musste. Nicht nur damit hat der SG-Damenhandball einmal mehr bewiesen, dass er zwischenzeitlich längst salonfähig ist. Das sahen auch gut 200 Besucher in der Halle so.
SG Helmbrechts/Münchberg – HSG Mainfranken 28:28 (12:14)
SG Helmbrechts/Münchberg: Brugger, Thiemt (Tor);
Hüller (2), Hempfling (13/9), Brugger, Klier, Bär (3), Knoll (6), Höra, Jakob (1), Roßner (2), Erhard, Knoll, Schaber (1).
Schiedsrichter: Güßregen/Murrmann (Altenfurt)
Zuschauer: 200
Zeitstrafen: SG 4; HSG 6.
Siebenmeter: SG 10/9; HSG 3/3.
Spielfilm: 1:2, 4:3, 4:6, 6:8, 8:12, 11:12, 12:14 (HZ);