Es gebietet der Respekt vor dem Gegner, an dieser Stelle nicht vor einem souveränen SG-Kantersieg mit spektakulären Spielzügen zu sprechen. Das gäbe diese Begegnung auch in keiner Weise her.

Das am Samstag in Nürnberg Geschehene passt vielmehr zur zurückliegenden Corona-Saison mit all ihren Begleiterscheinungen. Zumal nicht alltäglich, muss der Handballverbundene tief im Gedächtnis nachforschen, ob es Ähnliches im Seniorenbereich überhaupt schon einmal gegeben hat.

Die Rede ist vom vorletzten Auswärtsspiel der SG-Damen am vergangenen Samstag in der Landesliga/Nord beim 1. FC Nürnberg Handball. Die SG, derzeit selber in Personalnot, reist zum noch punktlosen Ligaschlusslicht mit 1 Torfrau und 7 Feldspielerinnen. Trotz Minikader war aber reichlich Qualität vorhanden, um sich im Vorfeld ein erfolgreiches Abschneiden in der Noris ausrechnen zu können. Klappte vom Ergebnis her unterm Strich auch deutlich, hatte aber einen anderen und zudem tieferen Grund.

Wie all dies zustande kam, ist zwar aus Clubsicht nachvollziehbar, war aber mit dem eigentlichen sportlichen Sinn eines Handballspiels nichts mehr in Einklang zu bringen. Auch deshalb nicht, weil die Situation in der Landesliga aufgrund des verschärften Abstieges in dieser Saison bereits reichlich Kapriolen mit sich bringt. Unter anderem die Tatsache, dass diesmal tatsächlich Mannschaften mit positiven Punktekonto in die Relegation müssen.

Da war es sogar gut, dass die Club-Damen angetreten sind. Dass dies mit 1 Torfrau, zudem mit lediglich 4 Feldspielerinnen erfolgte, wobei noch 1 Spielerin nicht voll einsatzfähig war und deshalb mehr oder weniger nur passiv in der Abwehr stand , findet unter diesen Umständen schon eher einen Platz im Kuriositätenkabinett. Im gleichen Atemzug aber große Beachtung und Respekt vor den Clubspielerinnen, die nicht nur antraten, sondern sportlich alles abriefen und zudem einen fairen Rivalen stellten.

Es war klar, dass dieses Match zu keinem Zeitpunkt auch nur in die Nähe eines richtiges Handballspiel gelangen konnte. Deshalb begann die Begegnung auch mit 4 gegen 6. Die Gäste reduzierten von sich aus nach 5 Minuten aber bereits auf 4 gegen 5 und beließen es bis zur Halbzeit dabei.

Nach dem Seitenwechsel ging es dann mit 4 gegen 4 weiter. In den letzten 15 Minuten brachten die beiden Kontrahenten die Begegnung tatsächlich mit nur noch 3 gegen 3 Spielerinnen zu Ende. Das kennt man beispielsweise vom Eishockey her, aber auch nur dann, nachdem Strafzeiten ausgesprochen wurden. Ob es so etwas im Handball in der Form überhaupt schon einmal gegeben hat, wer weiß es?

Der Grund, warum diese Partie so angepfiffen wurde, lag allein in folgender Tatsache begründet: Die Club-Damen konnten nicht mehr absagen, weil sie schon zu zwei Spielen in dieser Saison nicht angetreten waren. Das hätte dann nach einen dritten Absage in der Folge eine Geldstrafe für die Club-Damen nach sich gezogen und zusätzliche damit bestraft worden, dass die 1.FCN Damen aus der Wertung in der Tabelle genommen worden wären.

Trainer Christopher Seel zitierte an dieser Stelle: „Wir waren in dem Fall Gefangener unserer selbst, denn hätte der FCN zurückgezogen, dann würde der Relegationsplatz ja noch einen Platz weiter hoch gehen als er sowieso schon ist. Wir hoffen einfach, dass der FCN jetzt auch die letzten beiden Spiele bestreitet.

Seel abschließend:
“ Wir haben unsere Hausaufgaben erledigt, mehr war es dann auch nicht. Fürs Torverhältnis wurde etwas gemacht, ansonsten blieb es eine Generalprobe ohne Wert und man muss sich jetzt eben intensiv im Training auf das letzte abschließende Punktspiel am 8. Mai in der Münchberger Gymnasiumhalle gegen die Ligazweiten TV Marktsteft vorbereiten.“

Die Voraussetzung um nicht in die Relegation zu müssen lautet deshalb für die Damenspielgemeinschaft aus Helmbrechts und Münchberg: Unabhängig vom Unentschieden zwischen Pleichach und Zirndorf II vom Wochenende, ist jetzt vorentscheidend wie Zirndorf II in Marktsteft abschneidet. Erst danach werden die SG-Mädels wissen, was für sie die genaue Aufgabenstellung am letzten Spieltag ist.

Ein Stück weit Rechenbeispiele anstellen kann man bis dahin. Tatsache wird aber auf jedem Fall sein, dass unabhängig vom Spielausgang am 8. Mai 2 Mannschaften mit positiven Punktekonto in die Relegation müssen. Ein Kuriosum ist diese Tatsache allemal!

1. FCN Handball – SG Helmbrechts/Münchberg 19:40 (11:20)

SG H/M:
Harich (Tor);
Hüller (4), Hempfling (9/1), Bär (4), Sophia Knoll (9), Roßner (5), Leonie Knoll (8), Schaber (1).

Schiedsrichter: Ludwig (Michelfeld); Förster (Rödelsee).

Zuschauer: ohne Angabe

Zeitstrafen: Keine

Siebenmeter: je 1/1.

Spielfilm: 1:5, 3:6, 4:8, 7:13, 9:18, 11:20 (HZ); 12:24, 13:27, 14:33, 16:37, 19:40