Premiere der besonderen Art! Am Ende stand eine Heimniederlage, die in der bisherigen Historie der beiden Frankenwaldvereine nicht einmal annähernd vergleichbar rückblickend so auffindbar ist. Die Rede ist vom Landesligahandball der ehemaligen Traditionsvereine TV Helmbrechts und TV Münchberg, die jetzt als SG an den Start gehen.
Hat es noch nie gegeben und wird es hoffentlich auch nie mehr geben. Eine Frustklatsche? Mit Sicherheit! Auch wenn die Umstände, sie in der Summe dazu führten, auch nicht alltäglich sind. Es klingt schon fast makaber, wenn bei der Verteilung der Pluspunkte für dieses Match am Ende die SG-Fans bei der Gutbenotung in vorderster Reihe zu finden sind.
Sie waren fast die Einzigen in der Halle, die an diesem Tag ihre Normalleistung abriefen. 60 Minuten gut drauf und volle Unterstützen für ihre Mannschaft. Auch noch in der Schlussphase eines Spieles, an das sich bestimmt kein Aktiver in seiner Laufbahn gerne zurückerinnern will. Gebrauchter Tag – wohl eher noch eine brave Umschreibung für diese Darbietung.
Doch die hatte auch einen Anfang, bei dem das Thema Fingerspitzengefühl ein nicht Unwichtiges ist. Es gibt ungeschriebene Gesetze. Dazu gehört, dass Schiedsrichter das Strafmaß von unten nach oben anpassen. Kurze Ermahnung, dann Gelb und dann die 2-Minuten-Strafen. Das ist die geschickte Lösung und lässt dann für den weiteren Spielverlauf auch noch Luft, für die Bestrafung weiterer Vergehen.
Die Unparteiischen ließen, das mag ihrem persönlichen Gefühl der Regelauslegung gestattet sein, den sanften Einstieg weg und entschieden sich sofort für 2-Minuten-Strafen. Wohlgemerkt, für eher nicht 2-Minuten reife Strafen. Zudem alle gegen die Heimmannschaft. 57 Sekunden, 1:54 und 2:27 Minuten und schon standen nur noch 3 SG-Feldspieler auf dem Parkett.
Der Schelm auf der Tribüne denkt vielleicht Böses. Der Fachkundige erinnert sich gerne an die Zeiten zurück, an denen es in der 3-geteilten Landesliga noch das 3-Bezirke-Prinzip gab. Ein Unterfranke spielt gegen einen Mittelfranken – Schiri z.B. aus der Oberpfalz. Oberfranke gegen Oberpfälzer – Schiri aus Niederbayern. So oder ähnlich war es mal. Lange her, trotzdem besser.
Jetzt pfeifen eben auch Schiris aus einem den teilnehmenden Bezirken. Bei aller Neutralität: Glücklich sind diese Ansetzungen nicht, wenn auch aufgrund von zu wenig Unparteiischen nicht immer vermeidbar. Die beiden „Herren in Gelb“ sind dennoch an diesem Heimdebakel in seiner Höhe absolut schuldlos. Die Anfangspfiffe aber wohl am ehesten noch damit erklärbar, Zeichen zu setzen, um keinerlei Härten aufkommen zu lassen. Dazu gibt es geteilte und vielschichtige Betrachterwinkel.
So starteten die Gastgeber quasi vom Punkt weg mit einem 2-Tore-Rückstand. Hatte man sich im SG-Lager bestimmt anders vorgestellt. Doch da war ja diesmal noch SG-Keeper Felix Behrens. Er hielt nicht nur 3-Strafwürfe, sondern oft grandios in vielen Phasen der Begegnung. War auch ein Mitgrund, warum die Hausherren wieder ausglichen.
Doch früh zeichnete sich ab, dass das Fehlen einiger Stammspieler in der Summe mit den erkrankten und angeschlagenen Aktiven, die auf dem Parkett standen, zu keiner runden Angelegenheit an diesem Tag werden konnte und sollte. Oft kraft- und manchmal auch saftlos agierten die Seiferth-Schützlingen, die in der ersten Viertelstunde schlichtweg das Tore werfen vergaßen. Erst nach dem 3:8 begann das Heimteam die Aufholjagd. 6:8 und 7:9, das waren von der Ergebnisdifferenz her, die letzten Lichtblicke in dieser Partie.
Immerhin erst 18 Minuten von der Uhr und schon der Tank leer? Sicherlich nur eine Momentaufnahme in diesem Aufeinandertreffen. Nein, wie die Folge zeigen sollte. Da stand nämlich noch ein Gegner auf der Platte, der an diesem Tag alles andere, als den Eindruck eines grünen Liganeulings hinterließ. Die Mannen um Trainer Stefan Mittag waren bestens eingestellt. Wobei Ihnen die Schwächung der SG natürlich in die Karten spielte. Doch die Spielgemeinschaft aus Eibach und vom Post SV Nürnberg überzeugte mit einem gelungen Auftritt. Zudem sehr ausgeglichen mit 10 Torschützen, wobei 4 Werfer 5 und mehr Treffer erzielten.
Der HBC Nürnberg stellte sich über die Gesamtdauer als harte Nuss heraus, die letztendlich nicht knackbar war. Der 6-Tore-Pausenrückstand der Frankenwäldler endete in einer 18-Tore-Differenz. SG-Debakel in Vollendung.
Auf dem Weg dahin blieb vieles nur Stückwerk. Der Wille ist der Mannschaft keinesfalls abzusprechen. In der Ausführung blieben aber viele Wünsche offen. Julian Merz schnitt im Angriff prozentual zu seinen Möglichkeiten von der Trefferquote her eher noch gut ab. Auf den Mittelpositionen mögen die Stürmer ihre Statistik dafür einmal im stillen Kämmerlein jeder für sich selber nachrechnen. Da reicht dann manchmal eben Ehrgeiz allein nicht.
Torwart Felix Behrens war auf jedem Fall an diesem Tag einer der Besten. Und das mit 35 Gegentreffern. Reichlich Grund zum Nachdenken!
Da passt es schon fast ins Bild, dass es bei einem Zusammenprall in der 41. Minute auch noch zu einer schweren Verletzung kam. Während der Nürnberger Akteur nach kurzer Behandlung wieder stand, musste bei Dominik Aust eine Platzwunde am Kopf mit mehreren Stichen genäht werden, was zu einer Pause für einen unbestimmten Zeitraum führen kann.
Am Ende blieb es aus SG-Sicht ein Tag zum Vergessen. Selbst Trainer Christian Seiferth verzichtete diesmal auf das übliche Statement. Im Hinblick auf das Derby am nächsten Samstag in Schönwald gegen den HSV Hochfranken ließ er aber durchblicken, dass die Mannschaft jetzt eine Woche Zeit hat. Zum Einen, um diese Match ganz schnell aus den Köpfen zu verdrängen und zum Anderen sich hochkonzentriert auf den bevorstehenden Lokalrivalenkampf zu fokussieren.
SG Helmbrechts/Münchberg – HBC Nürnberg 17:35 (10:16)
SG H/M: Behrens, Hurt (Tor); Kalas, Panzer (2), Aust (3/2), Johannes Reif (2), Bär (1), Merz (3), Jakob Reif, Lad, Troßmann (1), Roßner (3), Pritschet (2), Peetz.
Schiedsrichter: Ebeling (Kernfranken); Ertel (Stadeln).
Zuschauer: 170
Zeitstrafen: 5; 4.
Siebenmeter: 2/2; 5/2.
Spielfilm: 0:2, 3:3, 3:7, 6:8, 7:11, 8:13, 10:16 (HZ); 10:19, 12:22, 13:28, 14:32, 16:33, 17:35.