Nach 6-wöchiger Winterpause stellte sich im Vorfeld die berechtigte Frage wie man wohl aus der Pause zurückkommen wird. Aus SG-Sicht sicherlich glücklich, aber nicht unverdient. Freilich wäre ein Unentschieden in diesem Aufeinandertreffen für beide Teams der wohl gerechtere Ausgang gewesen.
Dass es am Ende nicht so kam, war der vorbildlichen kämpferischen Einstellung und Moral auf Gästeseite geschuldet. Zirndorf wird diese Niederlage mit einem weinenden Auge akzeptieren müssen auch deshalb, weil eine zwischenzeitliche 6-Tore-Führung nicht weiter ausgebaut wurde, was durchaus später auch noch bei den Zwischenständen vom 22:18, über 25:21, bis zum 27:23 möglich war, um in dieser Phase vielleicht den Sack frühzeitig zuzumachen.
Die Gäste stemmten sich allerdings mit aller Macht gegen dieses Szenario und dann setzte sich am Ende die alte Weisheit durch, dass das Glück dem Tüchtigen hilft.
Wochenlanges hoffen bei den SG-Verantwortlichen dahingehend, dass nach der Winterpause das nicht enden wollende Thema der ellenlangen Liste an Verletzungen und Erkrankungen bei den Frankenwäldlerinnen zu den Akten gelegt werden kann. Doch da blieb der Wunsch Vater des Gedankens. Ohne Stammtorhüterin Jasmin Brugger, Lisa Jakob, Eva Matus, Lena Popp und zudem mit einer stark angeschlagenen Denis Bär, die nur phasenweise eingesetzt werden konnte lagen die alten Probleme schnell wieder auf dem Tisch.
So ging man in dieses schwere Auswärtsspiel mit 2 Torhüterinnen und 9 Spielerinnen, die von Beginn an voll gefordert wurden. Im ersten Aufeinandertreffen beider Mannschaften in dieser Spielzeit setzten die Gastgerberinnen früh Zeichen und wollten demonstrieren wer Herr im Hause ist. Mit der Ausnahme einer 2:1 Führung, waren es aber die Gäste, die bis zum 15. Minute beim Stande von 9:10 ständig mit einem Treffer vorne lagen.
Danach setzte eine Phase ein, in der Zirndorf den Druck auf die SG-Abwehr ausweitete. Mit einem 9:2-Lauf drehten die Mittelfranken das Ergebnis klar auf ihre Seite und nutzten dabei auch die Wechselmöglichkeiten, die ihnen bei vollem Kader zur Verfügung standen. Die Reserve des Bayernligisten setzte sich in einer Phase klar ab, als bei den Frankenwäldlerinnen Sand in die Maschinerie geriet. Die Fehlerquote rauschte bei der SG nach oben und damit spielte man den Mittelfranken in die Karten.
Zirndorf wurde einfach zu viele Konter ermöglicht, die meist in zählbare Erfolge umgemünzt wurden. In einer temporeichen ersten Halbzeit mit keinesfalls schlechten Abwehrreihen waren es letztlich die Angreifer, die die Akzente setzten. Dass die Gäste nicht mit einem 6-Tore-Rückstand in die Pause gingen lag an der Tatsache, dass Minute um Minute die Schützlinge von Trainer Christopher Seel wieder besser ins Spiel zurückfanden und auch wieder trafen. So kamen die Mädels aus Helmbrechts und Münchberg kurz vor und nach dem Seitenwechsel mit einem 4:0-Lauf bis auf 2 Tore heran und setzten der Zirndorfer Torejagd erst einmal ein Ende.
Sobald die technischen Fehler auf SG-Seite minimiert wurden oder sogar fast ganz verschwanden wurde es wieder ein Spiel mit absolut ausgeglichenen Voraussetzungen. In der Summe war es ein von beiden Seiten stark geführtes Landesligaspiel, das jederzeit begeisterte. Freilich konnten nicht alle Fehler verhindert werden und das war auch ausschlaggebend dafür, dass Zirndorf sich wieder auf 4 Tore absetzen und diese Differenz bis Mitte der zweiten Hälfte auch halten konnte.
Es war die 43. Minute, als der Treffer zum 22:25 die starke Gästeschlußphase einleitete. Dank einer überragenden Jugendtorhüterin Mia Hahn, die genau wie die anderen A-Jugendspielerinnen an diesem Tag schon eine Landesligapartie hinter sich hatten, zogen die Seel-Schützlinge das Geschehen immer mehr auf ihre Seite. Mit jedem Treffer, der einen Punktgewinn plötzlich wieder in Reichweite brachte, übernahm der unbedingte Siegeswille bei den Gästen die Dominanz.
Sujak, Knoll, Roßner und Bär warfen in sechs Minuten aus einem 27:29 Rückstand eine 31:27 Führung heraus. Es wurde somit noch ein Krimi auf der Zielgeraden, in dem nochmals Denise Bär zum 32:30 nachlegte. Der Anschlusstreffer drei Sekunden vor dem Abpfiff ging quasi im Siegesjubel der Gäste unter.
Es war ein Sieg des Willen in einer Partie, in der ergebnistechnisch für die SG der Abgrund oft wesentlich näher als der Gipfel schien. Doch die Truppe von Christopher Seel und Florian Bär hat nicht zum ersten Mal in dieser Saison unter Beweis gestellt, was man mit Moral und Kampfgeist zu leisten im Stande ist. Mit dieser Einstellung darf man sich schon jetzt auf das Spitzenspiel am kommenden Samstag in der Münchberger Gymnasiumhalle gegen den TV Marktsteft freuen.
Ein nach dem Abpfiff freudestrahlender Trainer Christopher Seel:
„Wir sind sehr froh, dass wir den Re-Start erfolgreich gestalten konnten. Zirndorf war der erwartet schwere Gegner und die Umstände im Vorfeld haben es nicht einfacher gemacht. Wir waren auch dieses Mal auf keinen Fall fehlerfrei, aber als Trainerteam sind wir in Bezug auf diesen Sieg über zwei Aspekte besonders erfreut. Nämlich die deutliche Lernkurve nach oben, wie wir Rückstände noch in Siege umdrehen können und die Tatsache dass wirklich jede einzelne Spielerin ihren Beitrag geleistet hat.
„Ich wüsste nicht, wie ich die Frage nach dem Spieler des Spiels, so wie es zur Zeit bei der Handball-WM gehandhabt wird, beantworten könnte. Bei uns stand heute die mannschaftliche Geschlossenheit für den Erfolg im Vordergrund.“
HG Zirndorf II – SG Helmbrechts/Münchberg 31:32 (18:15)
SG H/M;
Hahn, Baumgärtel (Tor);
Hüller (2), Hempfling (11/2), Sujak (2), Bär (3), Sophia Knoll (5), Roßner (3), Hofmeister (1), Schaber (3), Neeser (2).
Schiedsrichter: Herz/Thurner (Herrsching) leiteten ausgezeichnet
Zuschauer: 100
Zeitstrafen: 1; 2.
Siebenmeter: 1/1; 2/2.
Spielfilm: 2:1, 4:5, 7:7, 9:10, 13:11, 18:12, 18:15 (HZ); 21:17, 22:20, 25:21, 27:23, 28:25, 29:27, 29:31, 21:32.