Die Hallenuhr stand bei 50:50 Minuten, als SG-Trainer Michael Bernert eine Auszeit nahm. 19:17 führten die Gastgeberinnen zu diesem Zeitpunkt. In diesem Moment war bei weitem noch nicht klar, wer am Ende als Sieger die Halle verlassen würde.
Danach dauerte es immerhin noch bis zur 54. Minute, ehe die agile Eva Matus auf 20:17 erhöhte. Sie war es, die auch schon vorher im Positionsangriff immer wieder den Durchbruch suchte, meist fand und damit ihre Gefährlichkeit zum Ausdruck brachte. Was folgte, war eine bärenstarke Schlussphase, in der sich Matus nochmals in die Torschützenliste eintrug.
In diesere Phase brillierten noch zwei weitere Spielerinnen. Leni Zinkler, die auch im Abwehr-Mittelblock gefiel, netzte zweimal ein und auf drei Treffer brachte es im Endspurt die wieselflinke Katharina Schlegel, bei der die Gegenspielerinnen meist nur die Absätze zu sehen bekamen.
Einen weiteren Treffer steuerte Anicka Smrhova bei, die diesmal wieder an Bord war und auf insgesamt 3 Buden kam. Endspurt, 8:2-Lauf in knapp sieben Minuten, alles in Grund und Boden gespielt. Hervorragend, das war sie auch, die Schlußphase. Aber zur Wahrheit dieser Begegnung gehören auch die anderen 53 Minuten. Die waren alles andere als berauschend und manchmal sogar haarsträubend.
Wie kann eine technisch beschlagene Truppe, wie es die SG tatsächlich ist, mit so unterschiedlichen Leistungen innerhalb einer Partie auftreten. Da wechseln sich manchmal Geniestreiche mit stümperhaften Anfängerfehlern ab. Warum?? Vielleicht Nervensache. Mag sein, aber wenn überhaupt sollte doch diese Sorge bei positivem Punktekonto und aktuellem Rang sieben nun auch der Vergangenheit angehören.
Da spielt wahrscheinlich eher eine andere Wahrheit mit herein und die ist so neu nicht. Die SG passt sich oft dem Niveau der jeweiligen Gegnerinnen an. Kaum geht es gegen ein Team aus dem hinteren Mittelfeld oder dem Tabellenkeller, dann läuft es einfach nicht so rund. Tritt man einer Mannschaft aus den vorderen Regionen gegenüber, dann packt die Mannschaft der Ehrgeiz. Sonstige Fehlerquellen werden minimiert und schon zeigen sich die Mädels um Torjägerin Carina Hempfling von ihrer Sahneseite.
Das war auch in der letzten Woche in Marktsteft so, wo mit einem überragenden Auftritt ein Sieg mit acht Toren Unterschied eingesackt wurde. Doch diesmal ging es schon zäh los. 0:2 hinten, ehe Sophia Knoll und Christina Neeser ausgleichen konnten. Das war in Minute drei und es dauerte immerhin bis zur 11. Minute, ehe sich die Gastgeberinnen ein drittes Mal auf die Anzeigentafel brachten.
Es war in der Summe von beiden Kontrahentinnen eine miserable Anfangsphase, in der sich beide bei einem Fehlerfestival hüben wie drüben entweder selber im Weg standen oder bei den Torsteherinnen Mia Hahn (SG) und Jessica Kaiser im Gästegehäuse Endstation war. Ab Mitte der ersten Halbzeit nahm diese Partie in der Torfolge Fahrt auf. Dies allerdings meist auf Basis von Gleichstand. Dass die Gastgeberinnen letztlich mit einem Zweitorevorsprung in die Kabine gingen lag auch daran, dass die Gästetorsteherin ihre Finger nicht mehr so oft entscheidend an da Spielgerät brachte.
Wer dachte, dass sich das Geschehen nach Wiederanpfiff grundlegend ändern würde, sah sich schnell eines Besseren belehrt. Die Partie plätscherte weiter vor sich hin. Vielleicht auch deshalb, weil es keine Spielerin auf SG-Seite schaffte, die Zügel in die Hand zu nehmen und das Geschehen auf der Platte zu steuern. Auch im Deckungsverband fehlte ab und an die letzte Konsequenz.
So beim 16:17, als alle SG-Spielerinnen Marion Schrader bei ihrem Tor Spalier standen und die Roßtalerin problemlos und ohne Gegenwehr von Linksaußen bis zur Mitte durchlief um dann erfolgreich abzuschließen. Doch irgendwie war dieses Tor auch ein Weckruf für die Frankenwäldlerinnen, die anschließend mit einem 4:0-Lauf die eingangs erwähnte Schlussphase einläuteten.
Die in diesem Abschnitt ins Tor eingewechselte Jasmin Brugger stand Mia Hahn in nichts nach und wurde nur noch einmal per Strafwurf bezwungen. An Ende stand der erhoffte Pflichtsieg. Dieser fiel noch klar aus, weil sich die Gäste im Schlußspurt auch irgendwie aufgaben. Beim genaueren Betrachten muss dieses Spiel in seinen Bestandteilen sehr differenziert betrachten werden. Die Freude über den deutlichen Erfolg und dem jetzt positiven Punktekonto sollte allerdings im Vordergrund stehen.
Ähnlich bewertete dies auch Trainer „Mick“ Bernert in seiner kurzen Analyse:
„Wir hatten heute zu viele technische Fehler und sauber herausgespielte Torchancen, die nicht genutzt wurden. Das Match konnten wir aber dann trotzdem in der Crunchtime, in der einiges besser lief, für uns entscheiden.“
SG Helmbrechts/Münchberg – TSV Roßtal 27:19 (13:11)
SG H/M:
Hahn, Brugger (Tor);
Hempfling (9/1), Smrhova (3), Schlegel (3), Kantnerova (2), Popp, Knoll (1), Zinkler (2), Tautenhahn, Matus (3), Koch (1), Roßner (2), Lutz, Neeser (1).
Schiedsrichter: Förster / Ludwig (Michelfeld) hatten die faire Partie jederzeit im Griff
Zuschauer: 140
Zeitstrafen: 2; 1.
Siebenmeter: 2/1; 2/2.
Spielfilm: 0:2, 3:3, 7:8, 10:8, 10:10, 13:11 (Pause); 15:13, 16:17, 20:17, 25:18, 27:19.