Von allen guten Handballgeistern scheinen derzeit die Frauen der SG Helmbrechts/Münchberg in der Oberliga Staffel Nord verlassen zu sein. Gegen die Spitzenteams jeweils verloren, gegen Mannschaften aus dem hinteren Tabellendrittel immer erfolgreich, bot sich am Wochenende die Möglichkeit gegen den Drittletzten TSG Estenfeld mit einem Sieg das Punktekonto wieder auszugleichen.
Doch da hatten die Gastgeberinnen die Rechnung ohne die Würzburger Vorstädter gemacht. Erst mit einem Remis auf dem Konto reisten die Unterfranken nach Münchberg um in der Gymnasiumhalle mit einem hochverdienten Unentschieden den zweiten Pluspunkt dieser Saison folgen zu lassen. Warum dies so passsierte, rief in beiden Lagern doch einiges Kopfschütteln und Verwunderung hervor.
Bei den Gästen eher über deren Stehaufqualitäten, denn nach Sechstorepausenrückstand schien sich eine weitere Estenfelder Niederlage anzubahnen. Bei den Frankenwäldlerinnen wohl eher über die Tatsache, dass es ungewohnt war, ohne Spielmacherin und Torjägerin Carina Hempfling aufzulaufen. Sie blieb aus Studiengründen in Regensburg. Vielleicht auch aus dem Gedanken heraus, dass es gegen Estenfeld grundsätzlich keine Probleme geben sollte.
Dies schien auch von Beginn an zu funktionieren. Obwohl noch nicht alles perfekt lief, stand es nach knapp 20 Minuten immerhin schon 10:7 mit der Tentenz zur noch klareren Führung bei konsequenter Chancenverwertung. Klappte nicht immer aber oft, sodass der 15:9 Pausenvorsprung eigentlich die Kräfteverhältnisse auf dem Parkett widerspiegelte. Zumal auch die Tabelle im Vorfeld einen mehr oder weniger klaren Heimerfolg vermuten ließ, schien aus heimischer Sicht dieses Aufeinandertreffen in die genau richtige Richtung zu verlaufen.
Doch zeigte sich nach Wiederanpfiff schnell, dass die Gastgeberinnen all ihre guten Vorsätze in der Kabine zurückgelassen hatten. Sechs Tore Vorsprung wurden gleich am Anfang des zweiten Durchgangs verspielt. Es ging vorne rein gar nichts mehr zusammen. Die Gäste bekamen immer mehr Oberwasser, wurden zum spielbestimmenden Team. Der Spielverlauf hauchte Estenfeld zudem immer mehr Selbstvertrauen ein. Die Treffer fielen wie reife Früchte, die Partie näherte sich dem Kipppunkt.
Es war in SG-Reihen einfach niemand in der Lage die Zügel wieder in die Hand zu nehmen, um in der Begegnung eine erneute Wende herbeizuführen. Drohte sogar die erste Niederlage dieser Saison gegen ein Kellerkind der Liga? Beim 18:19 in der 49. Minute schien das Match aus heimischer Sicht genau in dieses Fahrwasser abzugleiten.
Coach „Mick“ Bernert nimmt dann eine Auszeit und setzt in den letzten 5 Minuten beim Stand von 21:23 alles auf eine Karte. Er gab Youngster Rahel Tautenhahn das Vertrauen und sie schaffte mit zwei blitzsauberen Toren aus dem Rückraum das Unentschieden zum 23:23. Danach folgten noch zwei starke Assists von Tautenhahn an Kreisspielerin Sophia Knoll und der Punkt war gerettet.
Jubel am Ende über die kleine Aufholjagd, die mit einem Remis endete, das eigentlich nicht nur von der Tabellensituation sondern auch von den eigenen Ansprüchen her eher ein Sieg hätte sein müssen.
So zeigte sich erstmals in dieser Saison, dass die Mannschaft ersatzgeschwächt nicht in der Lage ist ihr Potential abzurufen. Es fehlt an Führungsspielerinnen die die Richtung bestimmen. Mit der gezeigten oder ähnlicher Leistung wird es in der kommenden Woche beim Tabellenfünften HG Zirndorf ganz schwer zu punkten. Jetzt liegt es an der Mannschaft, allen die so denken eines Besseren zu belehren indem sie einen anderen, also deutlich stärkeren Auftritt in Zirndorf auf´s Parkett zaubern.
Trainer „Mick“ Bernert mit nachdenklicher Miene nach der Partie:
„Wir haben in der ersten Halbzeit gut vorgelegt. Anscheinend haben dann meine Spielerinnen vergessen, dass es beim Handball einen Teil gibt, den man Abwehr nennt. Einzig erfreulich für mich in dem Spiel war der Auftritt unsere A-jugendlichen Rahel. Sie rettet uns den Punkt.“
HANDBALL FRAUEN Oberliga Staffel Nord
SG Helmbrechts/Münchberg – TSG Estenfeld 25:25 (15:9)
SG H/M:
Brugger, Hahn (Tor);
Schlegel (2), Bär (4/3), Kantnerova (2), Popp (1), Knoll (5), Zinkler (1), Tautenhahn (2), Matus (2), Koch (4), Roßner (2), Hoffmeister.
Schiedsrichter: Bayerlein (Regensburg); Kalina (Bayreuth)
Zuschauer: 140
Zeitstrafen: 2; 5.
Siebenmeter: 3/3; 3/2.
Spielfilm: 2:0, 4:4, 8:5, 10:7, 13:8, 15:9 (Pause); 15:14, 17:16, 18:19, 19:21, 21:23, 23:24, 25:25.