Wechsel an der Tabellenspitze der Oberliga Staffel Nord! Mit diesem Kantersieg und der gleichzeitigen 33:35 Niederlage des bisherigen Tabellenführers ASV 1863 Cham bei der SG DJK Rimpar II, übernahm der HBC Nürnberg mit jetzt einem Zähler Vorsprung vor Cham den Platz an der Sonne.

Es waren genau diese beiden Mannschaften, die der SG Helmbrechts/Münchberg in den beiden zurückliegenden Wochen klar die Grenzen aufgezeigt haben. Zwischen diesen beiden Kontrahenten und dem Rest der Liga liegen in dieser Saison Welten. Man muss es so klar und deutlich ansprechen. Die Wahrheit liegt auf dem Parkett und diese Wahrheit bestimmen der HBC Nürnberg und der ASV 1863 Cham, die ihr Kopf an Kopf-Rennen um den Titel aller Voraussicht nach bis zur Ziellinie fortführen werden.

Gut für die SG, dass diese beiden Spiele jetzt schon wieder zum Schnee von gestern gehören und damit auch schnell aus den Köpfen verschwinden können. Jetzt gilt es sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und das ist und bleibt einzig und allein der Klassenerhalt. Mit anderen Worten: Die Saison beginnt genau genommen jetzt mit dem Rest der Rückrunde, die noch reichlich schwere Gegner und demzufolge auch alles andere als Ergebnis-Selbstläufer mit sich bringen wird.

Trainer Christian Seiferth formulierte es kurz und knapp: „Ab jetzt gelten keine Ausreden mehr. Jeder muss wissen und weiß es mit Sicherheit, was auf die Mannschaft zukommt und um was es geht.“

Um für den Endspurt gerüstet zu sein, haben die Seiferth-Schützlinge im Vorfeld schon mit einem Auge auf einen Überraschungspunkt geschielt. Nach dem Motto „die Hoffnung stirbt zuletzt“ sind die Frankenwäldler in der Sporthalle Röthenbach-Ost aufgelaufen. Doch bevor sich die Gäste mit dieser Rolle so richtig vertraut machen konnten, begann das Unheil seinen Lauf zu nehmen.

Zum Spielverderber wurde Tiago Couto, der gleich fünf der ersten sechs Nürnberger Treffer erzielte und damit sein Team früh auf die Siegesstraße warf. Es hat keinen Wahrsager gebraucht, um schon nach wenigen Minuten zu erkennen, in welche Richtung diese Partie laufen wird. Einbahnstraßenhandball! Die Gastgeber und letztjähriger Bayernligaabsteiger stellen eine durch die Bank gut bestückte Truppe, die die Feinheiten des Handballspiels nahezu perfekt beherrschte.

Spätestens beim 9:2 bzw. 10:3 schien sich eine Begegnung anzubahnen, in der für die Gäste nichts anderes als am Ende die Rolle des zweiten Siegers übrig bleiben sollte. Mit einen in der Breite gut aufgestellten Angriff dominierten die Gastgeber das Geschehen nach Belieben. Gleich 10 Werfer trugen sich am Ende in die HBC-Torschützenliste ein. Die Gefährlichkeit ging von allen Positionen aus. Das machte die Verhinderung von Gegentreffern für die SG-Abwehr besonders schwer. Die Zwischenstände im Verlauf dieser Partie von u.a. 23:13 oder 29:15 sprechen zudem eine deutliche Sprache.

Nach spätestens einer Viertelstunde konnte die Hoffnung auf einen Zähler von der SG-Agenda gestrichen werden. Also musste sich Trainer Christian Seiferth mit seinen  Mannen etwas anderes einfallen lassen. Erstens weil es darum ging, die Gastgeber trotzdem in ihrem Spielfluss zu stören und um auf der anderen Seite einen Nutzen aus dieser Begegnung zu ziehen, der für den weiteren Saisonverlauf dann ab und an erfolgreich angewendet werden kann.

Die Rede ist vom Spiel 7:6. Ab Mitte der ersten Halbzeit entschied sich der Münchberger Coach dafür, bei jeder sich bietenden Gelegenheit den Keeper heraus zu nehmen und durch den siebten Feldspieler zu ersetzen. Klingt nach vager Entscheidung, die auch mit etlichen Gegentreffern ins leere SG-Gehäuse bestraft wurde. Im Umkehrfall profitierte aber der eigene Angriff von dieser Maßnahme. Wenn nicht in einer Partie wie dieser, wann dann sollte so ein Experiment in der Praxis durchgeführt werden.

Also unterm Strich eine richtige Entscheidung, die im restlichen Spielverlauf auch gezeigt hat, dass so der eine oder andere zählbare Erfolg möglich war. Gegen eine derart gut organiserte Abwehr wie die des HBC, sind ausnahmsweise einmal unter zwanzig selbst erzielte Treffer fürwahr keine Schande. Die Rede ist immerhin von der besten Abwehr der Liga. Ergänzend bleibt auch Fakt, dass aus dem Spiel 6:6 heraus möglicherweise deutlich weniger eigene Treffer erzielt worden wären.

So muss die SG aus dieser Partie mit der Erkenntnis herausgehen gegen ein Team verloren zu haben, dass wahrscheinlich im nächsten Jahr in der Regionalliga auf Punktejagd gehen wird. Ein schwacher Trost, der die Niederlage aber ein Stück weit erträglicher macht.

Bei den Gästen blieb aufgrund der deutlichen HBC-Überlegenheit vieles nur Stückwerk. Die Norisstädter ließen einfach nicht mehr zu. Trotzdem muss die Leistung von Christoph Huber auf Linksaußen hervorgehoben werden. Er überzeugte mit einer ordentlichen Vorstellung, die nicht zuletzt mit sechs Treffern belohnt wurde.

Trainer Christian Seiferth brach am Ende auch nicht den Stab über sein Team. Schon allein deshalb nicht, weil auch die Leistung des Gegners anerkannt werden muss. Nürnberg spielt in der gezeigten Form in einer anderen Liga und deshalb können sich die Frankenwäldler mit dem abgedroschenen Zitat trösten: „Lieber einmal deftig, als mehrmals knapp verlieren.“ Macht das Ganze nicht besser, verarbeitet sich so aber leichter.

Jetzt heißt es am kommenden Samstag in der Münchberger Gymnasiumhalle den Tabellenletzten SC Eching in die Schranken zu verweisen, um dann mit einem wieder ausgeglichenen Punktekonto in die wichtige Saisonphase zu starten.

HANDBALL                    MÄNNER                    Oberliga Staffel Nord

HBC Nürnberg – SG Helmbrechts/Münchberg                    34:19            (18:11)

SG H/M:
Hurt, Behrens -1 Treffer- (Tor);
Panzer, Zach (2), Aust (1), Bär, Eberhardt, Johannes Huber, Christoph Huber (6), Janne Roßner (2), Jonas Roßner (2), Jakob Pritschet (3), Ilijin (2).

Schiedsrichter: Ulrich Grimm / Petronella Richter (Cadolzburg)

Zuschauer: 160

Zeitstrafen: 2; 4.

Siebenmeter: 5/4; 1/0.

Spielfilm: 2:0, 6:1, 9:2, 11:4, 11:7, 15:9, 18:11 (Pause); 19:13, 23:13, 25:15, 29:15, 33:16, 34:18.