Elf Minuten ohne Gegentreffer machten den Unterschied! Davor stand die Angst als ständiger Begleiter im SG-Spiel. Die Angst davor, sich beim Tabellenletzten eventuell doch zu blamieren und dabei wichtige Punkte im Abstiegskampf liegen zu lassen.
Als die Bambergerin Natalie Schoemann in der 42. Minute das 18:20 erzielte, schien sich der vorherige Spielverlauf fortzusetzen. Das Ligaschlusslicht blieb den Gästen immer dicht auf den Fersen und kam gleich mehrmals zum vorübergehenden Ausgleich. Das bestätigte auf der einen Seite einmal mehr, dass an einem guten Tag Kellerkinder jederzeit gegen alle anderen Mannschaften der Liga -zumindest über einen längeren Zeitraum- problemlos mithalten können. Auf der anderen Seite trat einmal mehr die alte Weisheit in den Vordergrund, dass Spiele gegen bereits als Absteiger feststehende Mannschaften oft die schwersten sind.
So gelang es diesmal auch den Domstädtern als Trägerinnen der „Roten Laterne über zwei Drittel der Spielzeit auf Augenhöhe zu agieren. Vielleicht lag der Schlüssel zum Erfolg an der Entscheidung von SG-Coach „Mick“ Bernert, der unmittelbar nach dem 18:20 eine Auszeit nahm. Nach diesem Team-Timeout spielten die Gäste wie ausgewechselt weiter. Der Zugriff passte wieder und eine gute Deckung ließ die Gastgeberinnen nicht mehr die Entfaltungsmöglichkeiten, die sie sich selber über weite Strecken der Partie nehmen konnten.
Hinzu die alles überragende Mia Hahn im SG-Gehäuse, die nicht nur vor dem Seitenwechsel größeren Flurschaden verhinderte, sondern erst in der 53. Minute den nächsten Bamberger Treffer zuließ. In den zurückliegenden Minuten gelang den Gästen ein 5:0-Lauf und damit die Vorentscheidung in diesem Match.
Doch davor wogte eine Partie hin und her, die vom Abstiegskampf bestimmt war und über weite Phasen nicht erkennen ließ, wer letztendlich die beiden Punkte einsacken würde.
Nach dem Heimsieg der Vorwoche gegen Zirndorf ging die SG voller Zuversicht in dieses Oberfrankenderby. Zu Trainer Bernerts Matchplan gehörte die 5:1-Deckung, aus der heraus dann die schnellen, einfachen und vor allem erfolgreichen Konter mit Torabschlüssen folgen sollten.
Doch die Defensive glich eher einem aufgescheuchtem Hühnerhaufen. Einzige Ausnahme, Mia Hahn im Tor. Sie bewahrte ihr Team mit starken Paraden vor einer durchaus möglichen Bamberger Führung. Den Rückstand beim Tabellenletzten und Absteiger in die Bezirksoberliga Oberfranken gab es zum Glück nur in der Anfangsphase. Die Gästeaktionen wurden dadurch in der Folge eher noch verkrampfter.
Dabei wäre es so einfach gewesen, überhaupt nicht in diese Verlegenheit zu kommen. Es hätten nur die eigeleiteten Tempogegenstöße von Keeperin Hahn zählbare Erfolge bringen müssen und das Match wäre früh und deutlich auf Gästeseite gekippt. Aber so wurden etliche dieser Gelegenheiten wieder einmal all zu sorglos ungenutzt gelassen.
Zudem ließ das Rückzugsverhalten immer wieder zu wünschen übrig. Es kam phasenweise das Gefühl auf, als seien die SG`lerinnen noch nicht richtig in der Halle angekommen. Dass es dennoch zur knappen Pausenführung reichte ist eher der Tatsache geschuldet, dass die Gastgeberinnen zwar alles gaben, aber die spielerischen Mittel für eine Oberliga in derer Summe doch nicht ausreichten.
So kam die Pause diesmal vor allem für die Gäste zum richtigen Zeitpunkt. Mit einer etwas lauteren Kabinenansprache rüttelte Coach Bernert sein Team wach. Nach Wiederanpfiff löste sich nach und nach die Anspannung bei den Gästen, die Aktionen liefen endlich runder.
In der Abwehr wurde fortan beherzter zugepackt und die sich in der Folge ergebender Torchancen konsequenter genutzt. Allen voran Denise Bär, die im zweiten Durchgang 6 von ihren insgesamt 8 Treffern erzielen konnte und so zur besten SG-Werferin wurde. Ab der bereits erwähnten 42. Minute wurde es bis zum Abpfiff das Spiel, das sich die Frankenwäldlerinnen eigentlich in Form und Art von Beginn an so vorgestellt hatten.
Zudem verhinderten jetzt gleich mehrmals Pfosten und Latte weitere Treffer nach guten Aktionen von Eva Matus und Leni Zinkler. So stand am Ende aber trotzdem ein standesgemäßer SG-Erfolg, der eigentlich deutlich höher hätte ausfallen müssen. Die Tabellensituation wurde aufgrund der anderen Ergebnisse für den Moment noch nicht verbessert.
Jetzt stehen die Wochen der Wahrheit bevor. Trainer Bernert kann zusammen mit seinen Mädels in den nächsten beiden Begegnungen den Kopf aus eigener Kraft aus der Schlinge ziehen. Es müssen dabei aber unbedingt das Heimspiel am kommenden Samstag in der Helmbrechtser Göbelhalle gegen den Ligasiebten TV Marktsteft und eine Woche später beim Neunten TSV Roßtal gewonnen werden. Zwei Mammutaufgaben die es zu lösen gilt.
Aufgrund der guten Schlussphase waren die Gesichtsausdrücke bei den SG-Mädels nach Abpfiff wieder etwas entspannter und der Blick nach vorne sofort wieder zielorientierter.
Die Stimmen zum Spiel deshalb auch durchaus positiv.
Torhüterin Mia Hahn:
„Es war erneut ein unerwarteter schwerer Kampf, aber durch unser gutes Tempospiel am Ende konnten wir die zwei Punkte doch noch sichern.“
Die 8-fache Torschützin Denise Bär:
„Dass es gegen die Teams aus dem unteren Tabellendrittel kein Selbstläufer wird, haben bereits einige Spiele und Ergebnisse aus der Liga gezeigt. Wir haben aber als Team bis zum Schluss gekämpft, zusammengehalten und immer wieder Lösungen in der Abwehr und im Angriff gefunden. Was zählt: Ziel erreicht und gemeinsam zwei Punkte aus Bamberg mitgenommen.“
Trainer Bernert fasste abschließend wie folgt zusammen:
„Mein Team kam etwas verspätet im Match an. Außer meiner Keeperin war keine Spielerin von Beginn an so richtig auf der Platte. Im Abschnitt zwei lief es dann besser so dass wir die beiden Punkte verdient einfahren konnten.“
HC 03 Bamberg – SG Helmbrechts/Münchberg 21:27 (14:15)
SG H/M:
Hahn (Tor);
Hempfling (4/1), Smrhova, Schlegel, Bär (8), Kantnerova (2), Knoll (1), Zinkler (1), Matus (3), Koch (3), Roßner (2), Lutz (3).
Schiedsrichter: Marcel Ludwig (Michelfeld)
Zuschauer: 60
Zeitstrafen: 4; 3.
Siebenmeter: 2/0, 3/1
Spielfilm: 2:1, 3:4, 5:5, 7:6, 7:9, 9:12, 12:14, 14:15 (Pause); 15:18, 18:20, 18:25, 20:25, 21:27.