Den Nagel auf den Kopf getroffen hat SG-Trainer Christian Seiferth mit seiner Aussage unmittelbar nach Abpfiff: „Wir konnten uns für die sehr gute Leistung in der ersten Halbzeit leider erneut nicht belohnen. Lauf/Heroldsberg hat gleich zu Beginn der zweiten Hälfte mit einer beeindruckenden Abwehrleistung gezeigt, warum sie Zweiter sind.“
Es war im ersten Abschnitt über weite Strecken nicht nur ein gleichwertiger Auftritt, phasenweise lagen die Vorteile sogar auf Gästeseite, für die mit dem Quäntchen Wurfglück bis zur Pause sogar eine Führung möglich gewesen wäre. Die Vorzeichen für dieses schwere Auswärtsspiel waren alles andere als gut. Ohne Fünf etatmäßige Kräfte, die sowohl wegen Corona, wie auch verletzungsbedingt ausfielen, waren die Möglichkeiten im Angriff deshalb stark reduziert.
Freilich lassen gerade verwaiste Schlüsselpositionen oft schwer zu schließende Lücken. Das Rumpfteam hinterließ aber von Beginn an nicht den Eindruck, als käme man als braver Punktelieferant in die Heroldsberger Sporthalle.
Vom Start weg auf Augenhöhe lieferten die Frankenwäldler dem Tabellenzweiten einen offenen Schlagabtausch. Zwar es gelang den Hausherren bereits ab dem 1:0 immer vorzulegen, doch konnte die SG genau so schnell wieder egalisieren. Dieses Wechselspiel zog sich wie ein roter Faden bis zur 21. Minuten durch die Partie. Danach kurz mit umgekehrten Vorzeichen, denn sowohl beim 7:8 wie auch beim 8:9 sahen sich die Hausherren kurz in der Verfolgerrolle.
Bei der SG machten sich die fehlenden Stammkräfte mit zunehmender Spieldauer selbstverständlich negativ bemerkbar. Noch nicht unbedingt in Halbzeit eins, denn dort reichten die Kräfte bei allen anderen noch aus um die Ausfälle zu kompensieren. Vor allen hielt die direkte Manndeckung gegenüber Torjäger Jens Scheuerer, dem nur ein Treffer im ersten Abschnitt gelang. Die in der Summe mögliche Pausenführung wäre eigentlich nur Bestätigung eines bis dahin couragierten Auftritts gewesen.
Aus der Kabine zurück, sah man sich binnen weniger Minuten in einem anderen Film. Nicht das erste Mal wurde der Eindruck erweckt, als stünden Trainer Christian Seiferth pro Spiel zwei Mannschaften zur Verfügung. Die vor und die nach dem Pausentee. Von all den guten Vorsätzen war plötzlich nicht mehr viel zu erkennen. Das hatte natürlich einen gewichtigen Grund. Der Auftritt der Spielgemeinschaft Lauf/Heroldsberg nach Wiederanpfiff. Der war absolute Landesligaaspitze und ließ vor allem in den folgenden 13 Minuten die Gäste nur noch zum Teilnehmer an dieser Partie werden.
Vielleicht nutzten die Mittelfranken die Pause, um sich nochmals kurz die Vorrundenniederlage in der Münchberger Gymnasiumhalle ins Gedächtnis zurückzurufen. Zum Wiederholungstäter wollten sie und konnten sich auch nicht werden. Schon allein deshalb nicht, weil im Kampf um die Vizemeisterschaft, der gleichzeitig den Relegationsplatz zum Bayernligaaufstieg bedeutet, Punktverluste fast nicht mehr möglich sind. Da warten die Verfolger, vor allem die SG Regensburg II, nur auf Ausrutscher.
Den lieferten die Mannen aus Lauf und Heroldsberg aber in der Folge nicht mehr. Mit einer 7:0-Serie sorgten sie bis Mitte der zweiten Halbzeit für klare Verhältnisse. Gerade in dieser Phase wurden die SG-Rückraumwerfer vermisst und nicht nur die. Zu viel lag Last auf den Schultern von Jakob Pritschet und Johannes Reif, der just zu diesem Zeitpunkt noch zu allem Übel mit einer schweren Handverletzung ausscheiden musste.
Was blieb, war in der Folge keine Wurfkanonade mehr. Es waren nicht einmal mehr die Anzeichen vorhanden, um aus der zweiten Reihe dieser Begegnung nochmals eine Wende zu geben. Da stand nämlich eine HSG-Abwehr mit Gardemaß im Mittelblock, die alles wegnahm, was sich in Richtung Tor bewegte. Logische Konsequenz. Die SG musste immer mehr über das Spielerische gehen und versuchen, dort zu zählbaren Erfolg zu kommen. Fehlanzeige! Was sich häuften waren technische Fehler und Fehlversuche, die immer wieder zu einfachen HSG-Toren verhalfen. Die Gastgeber mussten sich den Erfolg in dieser Phase nicht erspielen. Sie konnten ihn sich regelrecht erlaufen.
Das zermürbte die Gäste, die zwar nie aufsteckten, aber mit zunehmender Spieldauer die Felle davonschwimmen sahen. So stand am Ende eine auch in der Höhe verdiente Niederlage. Für die Gastgeber war im Umkehrfall mit einem glänzenden Auftritt in Halbzeit zwei der doppelte Punktgewinn hochverdient.
In der Tabelle blieb damit die HSG Lauf/Heroldsberg mit einem Zähler Vorsprung vor der SG Regensburg II, die mit 39:30 beim HC Sulzbach-Rosenberg die Oberhand behielt, auf dem zweiten Platz.
Wegen der Sulzbacher Heimniederlage hat sich deshalb auch im Mittelfeld nichts verändert. Die SG bleibt mit vier Punkten Vorsprung vor den Oberpfälzern weiterhin auf dem sechsten Rang.
Zumindest eine Halbzeit lang gleichwertig präsentiert. Das reicht aber am Ende nicht für einen Sensationspunkt. Viel schwerer wiegt da die Tatsache, dass sich für den Moment die Verletzten- und Erkranktenliste bei den Seiferth-Schützlingen von Spieltag zu Spieltag erweitert. Alles andere, als rosige Aussichten für die bevorstehenden schweren Begegnungen in Richtung Saisonfinale.
HSG Lauf/Heroldsberg – SG Helmbrechts/Münchberg 24:17 (11:10)
SG H/M:
Biller, Behrens (Tor);
Panzer (1), Aust, Johannes Reif (4), Christoph Bär (5/4), Julian Merz, Jakob Reif, Lad (2), Troßmann (2), Roßner, Pritschet (2).
Schiedsrichter: Förster (Rödelsee); Ludwig (Michelfeld).
Zuschauer: 100
Zeitstrafen: 3; 4
Siebenmeter: 1/1; 5/4.
Spielfilm: 1:0 – 1:1 bis 7:6 – 7:7 immer Führung HSG-Ausgleich SG, 8:9, 11:10 (HZ); 18:10 42. Min, 20:13, 23:14, 24:17.