Verrückte Schlusssekunden in der Rödentaler Franz-Goebel-Halle, wie sie dramatischer nicht hätten sein können. Beim ständigen Wechselspiel mit Eintoreführung der Gäste und immer wieder postwendenden Ausgleich, bog das Oberfrankenderby auf die Zielgeraden ein. 23:23 stand es nach gespielten 57:33 Minuten und Auszeit der Gäste. Nach Wiederanpfiff schienen beiden Teams sich mit diesem Remis schon fast abgefunden zu haben, als folgendes passierte. Nach 59:14 Minuten brachte Troßmann die SG mit 24:23 in Front.

War´s das jetzt schon? Nein, denn nach 59:49 schafften die Gastgeber durch Johannes Bauer das 24:24 und wären so zu einem Remis gekommen, dass aufgrund der SG-Dominanz in dem Chancenverhältnis in der zweiten Hälfte so nicht verdient gewesen wäre. Eigentlich hätten die Gäste bis zu diesem Zeitpunkt mit 7-8 Treffern in Front liegen können, ja sogar müssen. Doch David Mayer bog die Partie letztendlich mit dem Schlussakkord nochmals um. Er netzte nach 59:59 ein. Ball im Tor, Spiel aus und dann grenzenloser Jubel bei den Gästen, die genau wussten, was dieses Tor und der damit verbundene doppelte Punktgewinn am Ende wirklich bedeuten kann.

Die Aufgabenstellung war für beide Oberfrankenkontrahenten vor dem Anpfiff klar. Die Gastgeber bei 11:19 Punkten mit dem Rücken zur Wand und zum Siegen verdammt. Die Gäste mit dem festen Vorsatz, ihr aktuell positives Punktekonto zu verteidigen und nicht mit leeren Händen aus dem Coburger Raum zurückzukehren.

Zwar hauchdünn, aber Aufgabe gelöst. So sehen es die Frankenwäldler, die Stand jetzt bei noch 3 ausstehenden Begegnungen im ungünstigsten Fall noch einen einzigen Zähler zum Klassenerhalt benötigen. Mit HaSpo Bayreuth II, TSV Lohr II, MTV Stadeln und nach der heutigen Niederlage auch die HSG Rödental/Neustadt haben bereits 4 Mannschaften die Minus-20-Punkte-Grenze erreicht oder überschritten. Sollte in den ausstehenden 3 Partien der TV Michelfeld, der momentan 19 Minuspunkte aufweist, nur noch einen einzigen Zähler abgeben, dann hätte mit dem heutigen Auswärtserfolg die SG Helmbrechts/Münchberg den Klassenerhalt geschafft.

Die Schützlinge von Trainer Christian Seiferth könnten sich dann bequem zurücklehnen und den Luxus leisten, die Spielzeit 2021/2022 mit 3 Niederlagen am Stück zu beenden. Das ist natürlich keinesfalls die sportliche Zielsetzung, zumal nach dem heutigen knappen und schwer erkämpften Sieg das positive Punktekonto jetzt bei 17:13 Zählern steht und die Saison dadurch auch mit einem positiven Endstand abgeschlossen werden kann.

Eine Saison, die mit coronabedingten Unannehmlichkeiten nur so gepflastert war, steht jetzt kurz bevor, auch zahlenmäßig mit einer Erfolgsstatistik zu enden. Bis dorthin war es ein steiniger Pfad, der mit dem heutigen Tag auf einen richtig guten Weg zu Ende gegangen werden kann.

Dass diese Voraussetzungen im Vorfeld schon bekannt waren, ließ auch bei den Aktiven im Unterbewusstsein die Nervosität nicht ganz verdrängen. Das bestätigt auch der Start. Die Gastgeber trotzdem anfangs deutlich wacher und auch gleich mit 3:0 in Führung. Eigentlich nicht neu für die SG, die auch in den zurückliegenden beiden Auswärtsbegegnungen der Musik immer ein Stück weit hinterherlaufen musste.

Es dauerte auch in diesem Match über eine Viertelstunde, bevor es der SG gelang, die fast ständige 3-4-Toreführung der Gastgeber langsam zu verringern. Nachdem auch diesmal Kritzenthaler nicht zur Verfügung stand, sprang Benjamin Aust in die Bresche und stabilisierte den Deckungsverbund. Sein Mitwirken machte sich mit zunehmender Spieldauer immer positiver bemerkbar.

Dar war auch der Grund, warum die Spielgemeinschaft aus Helmbrechts und Münchberg in Richtung Halbzeit den Rückstand immer weiter verkürzen konnte und nach 30 Minuten sogar mit einer 11:10 Führung in die Kabine ging.

Das gab Schub und Motivation zugleich, um die zweite Hälfte nicht nur deutlich stärker als Spielabschnitt eins zu beginnen, sondern auch den Vorsprung zu verteidigen. Im weiteren Verlauf dann sogar peu á peu auszubauen. Beim Stand von 16:20 in der 47. Minute hatte es für den Moment den Anschein, als würde der Sieger in dieser Partie vorzeitig feststehen.

Doch in den folgenden Minuten ließen die Gastgeber nochmals die Muskeln spielen und kamen beim 21:21 in der 55. Minute erstmals wieder zum Ausgleich. Der Rest ist bekannt, wobei Philipp Troßmann auf SG-Seite noch hervorgehoben werden muss. Es lieferte eine hervorragende Partie und dies nicht nur wegen seiner 7 Treffer.

SG-Trainer Christian Seiferth sah es nach Spielschluss so:
„Wir haben ein hammerhartes Spiel verdient gewonnen!“

HSG Rödental/Neustadt – SG Helmbrechts/Münchberg 24:25 (10:11)

SG H/M:
Behrens, Hurt (Tor);
Benjamin Aust, Kalas (2/1), Panzer (3), Opel, Dominik Aust (2/1), Reif (2), Mayer (1), Merz (4), Lad (2), Troßmann (7), Roßner (1), Peetz (1).

Schiedsrichter: Balzer (Gefrees); Schreiner (Coburg).

Zuschauer: 130

Zeitstrafen: 6; 5.

Rote Karte in der 28. Minute für Moritz Weitz (HSG Rödental/Neustadt)
für Foulspiel.

Siebenmeter: 3/3; 2/2.

Spielfilm: 3:0, 6:2, 8:4, 10:7, 10:11 (HZ); 12:14, 14:17, 16:20, ab 20:21 immer Eintoreführung SG – Ausgleich HSG bis zum Abpfiff