Wer Handballkrimis liebt, der war bei dieser Oberligabegegnung genau auf der richtigen Veranstaltung. Die Gastgeber hatten die beiden ersten Begegnungen daheim verloren und wollten unter allen Umständen eine weitere Heimpleite vermeiden.
Doch der Beginn dieses Spiels brachte erst einmal verkehrte Handballwelt. Nicht die Hausherren drückten der Partie ihren Stempel auf, es waren die Oberpfälzer, die alles andere als den braven Oberliganeuling verkörperten. Es brauchte nicht lange um zu erkennen, dass hier ein Mannschaft auf der Platte stand die auch nur annähernd das ablieferte, was man von einem Neuling eigentlich hätte erwarten dürfen.
Angeführt von ihren treibenden Kräften Peter Wittek, Vincent Deml und vor allem den Hansdampf in allen Gassen, Marcel Elgeti, präsentierte sich der Neuling rotzfrech und sorgte damit auch auf den Rängen für Verwunderung. 1:4 nach nicht einmal vier Minuten und 3:7 nach 13 Minuten. Damit ist den Frankenwäldlern genau das passiert, was vermieden werden sollte. Wieder ein Phase mit zu vielen vergebenen Gelegenheiten und damit ein Fehlstart in diese Begegnung.
Die Seiferth-Schützlinge nutzten auch die kleinen Momente nicht. Felix Behrens hält einen Strafwurf von Elgeti. Auf der anderen Seite lässt Ilijin die gleiche Gelegenheit für sein Team aus. Auch wenige technische Fehler bei den Gästen gereichten nicht zum eigenen Vorteil, weil der Heimmannschaft ebenfalls immer wieder kleine Pannen unterliefen.
Dazu gehörten nicht nur zahlreiche ausgelassene Einwurfmöglichkeiten. Vor allem war es der schnelle Abschluss der oft nicht klappte und den es vor allem in der Form so nicht gebraucht hätte. Die Lebensversicherung im Angriff, Jakob Pritschet, der es auf 10 Treffer brachte, will ab und an auch schon mal mit dem Kopf durch die Wand. Ergebnis war dann meist Endstation bei Matthias Kien im ESV-Gehäuse. Er bot zwar eine gute Leistung, wurde aber viel zu oft angeschossen, weil die Würfe eben unvorbereitet waren.
Genau diese Würfe von fast allen Positionen brachte die Gäste immer wieder in Ballgewinn. Hinzu gesellten sich manchmal auch unerklärbare Absprachedefizite im Spielaufbau, die dann Fehlpässe zur Folge hatten. Kurzum, was Regensburg nicht selber schaffte, unterstützen die Hausherren, in dem sie mit ihren Nachlässigkeiten dem Neuling immer wieder in die Karten spielten. Positiv aus SG-Sicht. Immerhin schmolz der Rückstand bis zum Seitenwechsel auf zwei Treffer.
Obwohl nicht immer fehlerfrei hatten gegen Ende des ersten Spielabschnittes SG-Keeper Felix Behrens großen Anteil an der Ergebniskorrektur, weil er sich immer besser den Regensburger Torwürfen in den Weg stellte.
Doch wie gewonnen so zerronnen starteten die Spieler aus Helmbrechts und Münchberg in den zweiten Abschnitt. Aus einem 13:15 bzw. 14:16 wurde ein 16:19 und dann sogar 16:21. Die Hallenuhr zeigte die 41. Minute als die nächste Heimpleite drohte und die SG sich just in diesem Moment von ihrer Heimstärke früherer Spielzeiten endgültig zu verabschieden drohte.
Genau in diesem Moment nahm Trainer Christian Seiferth eine Auszeit. Ein goldener Griff wie sich gleich nach Wiederanpfiff zeigen sollte. Dominik Aust per Strafwurf und ein Weitwurf durch Keeper Behrens ins leere gegnerische Gehäuse brachten das 18:21. Doch jetzt zurück zum Krimi. Regensburg gelang in der 46. Minute das 19:23 und erweckte damit den Eindruck, dass dieser Vorsprung irgendwie über die Zeit geschaukelt werden könnte.
Doch hatten bei diesem vermeintlichen Gedanken die Gäste die Rechnung ohne eine jetzt bärenstarken Felix Behrens in SG-Gehäuse gemacht, der seiten Katen regelrecht vernagelte. Mit vier Treffern am Stück glichen die Gastgeber aus. Die fast 300 Zuschauer standen wie eine Wand hinter dem eigenen Teams. Als nach dem 23:24 durch Fabian Szameitat in nicht einmal zwei Minuten Jakob Pritschet, Jannik Merz und Moritz Panzer einen Dreierpack zur erstmaligen Führung in dieser Partie hinterherschoben, roch es plötzlich wie aus dem Nichts nach dem ersten Heimsieg.
Dass es dieser dann doch nicht wurde und am Ende das oft sprichwörtlich angewandte gerechte Unentschieden gab hatte Gründe. Beim 27:27 stand das Remis, doch fand 9 Sekunden vor dem Abpfiff Jakob Pritschet die Lücke zum 28:27. Tollhaus Gymnasiumhalle! Genau in diesem Jubelsturm ging unter, dass die Gäste 4 Sekunden vor dem Abpfiff eine Auszeit nahmen. Die meisten Fans und nicht nur die dachten, das Spiel sei vorbei.
Da nahm die „Dramik pur“ ihren Lauf. Mit zwei schnelle Pässen kam der Ball auf Linksaußen, wo der Regensburger Angreifer beim Torwurf regelwidrig behindert wurde. Es folgten in der Reihen Siebenmeterpfiff und dann die Schlusssirene.
Was blieb war einen letzter Strafwurf, den Christoph Deml an die Innenkante des Pfosten setzte und von dort sprang der Ball ins Tor.
So zitierte Trainer Christian Seiferth am Ende:
„Schwierig einzuordnen ob das letztendlich ein gewonnener oder ein verlorener Punkt ist – aber auf jeden Fall ein hart erkämpfter.“
Unter Berücksichtigung der Torfolge und des Spielverlaufes war es aus SG-Sicht 53 Minuten ein gewonnener und sieben Minuten ein verlorener Punkt. So stellt sich zumindest vom Zeitablauf her das Endergebnis dar.
Die SG hat nach vier Spielen 3:5 Punkte und muss jetzt, wie wollte es anders sein, wieder zu einem aktuellen Tabellenzweiten. Gastgeber ist am kommenden Samstag der TV Marktsteft, der sich in den Vorjahren immer packende Duelle mit der SG lieferte. Es waren stets ganz enge Geschichten, wie sicherlich diesmal auch wieder. Ausgang völlig offen!