Nichts wurde es mit dem insgeheim erhofften Heimsieg gegen den Lieblings-Saisonauftaktgegner. Auch deshalb nicht, weil es für das neuformierte SG-Team zu einer ersten Standortbestimmung wurde und im Umkehrfall die Gäste mit einer hohen Zielsetzung in diese Saison starten. Zudem stellten die Oberpfälzer eine eingespielte und gut harmonierende Truppe, die mit Petr Tahovky, Simon Besta, Petr Sedlak, Lukas Steif, Martin Kovarik und Ondrej Simunek eine ganze Reihe von Leistungsträgern in ihren Reihen hatte. Nicht zu vergessen Torhüter Marius-Cornel Bistrian, der das Torhüterduell in dieser Begegnung klar für sich entschied.

Es entwickelte sich vom Anpfiff weg eine spannende, jederzeit ausgeglichene und auch phasenweise harte Partie, wobei im Strafmaß die Verhältnismäßigkeit bei den Zweiminutenstrafe nicht immer vorhanden war.

Durch das 0:1 nach einem verwandelten Strafwurf nach 48 Sekunden ließen sich die Gastgeber nicht irritieren und legten ihrerseits immer wieder vor. Erst mit dem 12:13 gelang es den Gästen in der 23. Minute selber wieder in Führung zu gehen.

Dass bis zu diesem Zeitpunkt nicht ein ganz anderes Ergebnis auf der Anzeigentafel stand hatte Gründe. Bei den Gastgebern fehlten die Tore von den Außenpositionen. Immer wieder freigespielt suchten die Seiferth-Schützlinge oft den Abschluss über die Außen. Die Trefferquote war im Verhältnis zu den gebotenen Möglichkeiten eher unterirdisch.

Hinzu kam das eigene Rückzugsverhalten bei selbst erzielten Treffern und die darauf folgende schnelle Mitte beim Gast. Nach mit dem Motto wie gewonnen so zerronnen wurde eigene Treffer dadurch postwendend egalisiert. Es blieb beim ständigen Wechselspiel von Eintoreführung und erneutem Gleichstand.

Was bei den Gastgebern gefiel war die Tatsache, dass die jetzt neu formierende Mannschaft schon gute Ansätze zeigte. Noch wechselten sich Licht und Schatten ab wobei zu erkennen war, dass sich durchaus Perspektiven ergeben. Ein Dusan Ilijin sich im weiteren Saisonverlauf als eine echte Verstärkung herauskristallisieren kann.

Zwischenzeitlich lief die 26. Minute. Ab hier begann eine Phase wo es die Gastgeber versäumten, noch mehr Kapital daraus zu schlagen. Dem dynamischen Jakob Pritschet gelang das 14:14. Christoph Bär durch Siebenmeter und Dusan Ilijin erhöhten auf 16:14. Der Gast aus der Oberpfalz begann zu wackeln. Genau zu diesem Zeitpunkt verpassten es die Hausherren nachzulegen.

Es liefen die letzten beiden Minuten mit Ballbesitz für die SG. Anstatt in dieser Phase alles zu tun um möglichst lange in Ballbesitz zu bleiben, auf Freiwürfe zu spekulieren, um dann eventuell mit einem letzten Wurf sogar auf drei Tore Differenz zu erhöhen bzw. zumindest den Zweitorevorsprung mit in die Pause zu nehmen, passierte folgendes.

Ein schneller Abschluss mit Anschlusstreffer nach 29:00 folgte ein weiterer Fehlversuch und der 16:16-Ausgleich nach 29:59 Uhr.

Dass dies einem kleinen Nackenschlag gleich kam, wurde beim Gang in die Kabinen sichtbar. Alles andere als verdaut hatten die Mannen aus Helmbrechts und Münchberg die Szenen schon nach Wiederanpfiff. Die Verkettung der Fehler setzte sich fort und jetzt schlugen die Gäste gnadenlos zu.

Jeder Fehler wurde umgehend bestraft und nach dem Doppelschlag vor dem Wechsel brachte ein Chamer 5:0-Lauf einen 21:16 Vorsprung und damit ein beruhigendes Polster für den weiteren Spielverlauf. Knallhart formuliert: Die Spielgemeinschaft aus Helmbrechts und Münchberg hat sich innerhalb von sieben Minuten um die Früchte ihrer Arbeit und damit um den Lohn zum Saisonauftakt gebracht.

Die Gastgeber haben sich im Verlauf der zweiten Hälfte wieder gefangen, teilweise sogar sehr ansehnlichen Handball geboten. Zählbares fehlte aber am Ende. Erst einmal fünf Tore in Front war eigentlich klar, dass sich der mit viel Vorschusslorbeeren in diese Spielzeit gestartete ASV Cham dann nicht mehr die Butter vom Brot nehmen lässt. In der gezeigten Form könnten die Oberpfälzer am Ende durchaus unter den ersten drei Teams der Liga zu finden sein. Von Ausfällen verschont vielleicht sogar ganz vorne.

Für die SG war mehr drin, zumal die Mannschaft auf dem Parkett über 53 Minuten einen jederzeit gleichwertigen Gegner abgab. Jetzt muss auf den kommenden Samstag gehofft werden, wo es im nächsten Anlauf auf die ersten Saisonpunkte ab 19:45 Uhr in der Helmbrechtser Göbelhalle gegen den Bayernligaabsteiger HBC Nürnberg geht, den zweiten ganz dicken Brocken in Serie.

SG-Trainer Christian Seiferth nach dem Abpfiff:
„Eine Standortbestimmung mit in der Summe zu vielen Faktoren, die nicht ausreichend waren. Nicht mehr aber natürlich auch nicht weniger.“ So Seiferth zusammenfassend.

SG Helmbrechts/Münchberg – ASV 1863 Cham 30:35 (16:16)

SG H/M:
Hurt, Behrens (Tor);
Jannik Merz, Panzer (2), Silas Pritschet, Zach (3), Aust (1), Bär (3/3), Elouahabi (1), Johannes Huber (1), Julian Merz (1), Jakob Reif (2), Christoph Huber (1), Roßner (1), Jakob Pritschet (7), Ilijin (7).

Schiedsrichter: Balzer/Schreiner (Gefrees)

Zuschauer: 300

Zeitstrafen: SG 5; Cham 8.

Siebenmeter: 6/6; 5/5.

Spielfilm: 0:1, 4:2, 6:5, 9:8, 11:9, 12:13, 16:14, 16:16 (Pause); 16:21, 20:23, 20:26, 23:29, 27:31, 28:34, 30:35.