Mit ganz breiter Brust in die verlängerte Faschingspause. Das gilt für die SG Helmbrechts/Münchberg nach einem Sturmlauf in der zweiten Hälfte, wo die Gastgeber die Unterfranken mit 23:11 !! Toren regelrecht aus der Helmbrechtser Göbelhalle schossen.
Doch davor stand die erste Halbzeit, die einen ganz anderen Verlauf nahm. Die Tatsache, dass beide Teams bei weitem nicht mit voller Kapelle antreten konnten war bekannt. So musste jeder auf seine Art und Weise damit zurechtkommen.
Bad Neustadt/Saale, vor drei Jahren noch Drittligist, besitzt in seinen Reihen noch immer ausreichend Erfahrung um die jederzeit in die Waagschale zu werfen. So startete der HSC mit seiner Routine im Gepäck in dieses Match, das er von der Torfolge her in der Anfangsphase bestimmte. Mit zwei Treffern durch Benedikt Kleinhenz und einem durch Max Weber legten die Unterfranken mit 3:0 los. Es dauerte immerhin bis zur siebten Minute ehe Johannes Reif mit seinem ersten Treffer auch die Gastgeber auf die Anzeigentafel brachte.
In der Folge fand die SG immer besser ins Match und glich in der 13. Minute erstmals aus. Als Jakob Pritschet sofort nachlegte und die Gastgeber danach erstmals in Front warf war die Hoffnung im einheimischen Lager groß, dass die Führung nicht nur gehalten sondern vielleicht sogar ausgebaut werden kann. Das erwies sich aber als Trugschluss, denn je zweimal Max Weber sowie Leon Demmel ließen die Badestädter mit einem 4:0-Lauf wieder davonziehen.
Der Grund warum die im weiteren Verlauf fast durchgehende Neustadter Viertoreführung Bestand hatte lag auch daran, dass der SG-Abwehr im ersten Abschnitt der Zugriff fehlte. Der Gastgeberdefensive gelang es in vielen Fällen nicht, die gegnerischen Aktionen frühzeitig und entscheidend zu unterbinden. Zudem kassierten die Torhüter auch den einen oder anderen nicht unbedingt unhaltbaren Ball.
Auch im Angriff blieb die eine oder andere Chance ungenutzt. Vom leichten Spiel für die Gäste zu sprechen, würde die erste Halbzeit aber trotzdem nicht genau beschreiben. Es waren etliche Szenen auf heimischer Seite, die besser hätten umgesetzt werden können. Im Umkehrfall war es die Routine und die Kaltschnäuzigkeit, die den Badestädtern letztlich zur Pausenführung verhalf.
Die wiederum betrug nach vorübergehenden 11:15 Rückstand beim 13:15 nur noch zwei Tore Differenz. 11:15 in der 29. Minute. Da war die Bad Neustadter Handballwelt noch in Ordnung. Ab diesem Zeitpunkt starteten die Gastgeber einen Zwischenspurt, der das Geschehen in dieser Begegnung total verändern sollte. Hellwach aus den Kabinen zurück, legten die Frankenwäldler den Hebel postwendend um. Die beiden Treffer vor der Pause mitgerechnet, wurde es ein sensationeller 9:0-Lauf der einmal mehr dokumentierte, was Heimrecht bedeuten kann.
In diesem Aufeinandertreffen wurde dieser Lauf zur Schnittstelle zwischen möglicher Niederlage und bevorstehendem Sieg, dem man sich in der Folge absolut nicht mehr nehmen lassen wollte. Es war die Körpersprache die deutlich zum Ausdruck brachte, wer im weiteren Verlauf den Taktstock schwingt. In der Abwehr immer besseren Zugriff, inklusive eines stärkeren Felix Behrens zwischen den Pfosten, fanden die Gäste nur noch wenig Lücken. Logische Konsequenz waren immer wieder schnelle Ballgewinne.
Dadurch eine regelrechte Konterwelle losgetreten wurde Bad Neustadt von einer Verlegenheit in die andere gestürzt. Inzwischen lagen die Hausherren bereits mit 26:19 in Front, ehe ein Gästedoppelschlag noch etwas Hoffnung keimen lies. Das war aber nur eine Momentaufnahme, denn unaufhaltsam steuerten die Schützlinge von Trainer Christian Seiferth dem siebten Heimerfolg in Serie entgegen.
Beim 34:24 waren es bereits zehn Tore Differenz, die so auch über die Ziellinie gerettet wurden. Warum? Weil es ein nahezu perfekter SG-Auftritt in Hälfte zwei war. Die sattelfeste Abwehr war der Grundstock, die Ausgeglichenheit im Angriff trug ebenfalls ihren Teil dazu bei. Vor allem die rechte Angriffsseite gefiel. Mit den Brüdern Silas und Jakob Pritschet sowie Philipp Troßmann erzielte die rechte Achse zusammen insgesamt 14 Treffer.
Aber auch vom Rückraum links und Mitte sowie von Linksaußen ging reichlich Torgefährlichkeit aus. 36 Treffer, davon 23 im zweiten Abschnitt sprechen nicht nur eine klare Sprache sondern beweisen einmal mehr, welche Macht die SG Helmbrechts/Münchberg daheim ist.
Rechnerisch fehlen jetzt noch zwei Siege zum Klassenerhalt.
Aufgrund der Tatsache, dass der TSV Lohr II noch vor Saisonbeginn zurückgezogen hat und somit von Beginn an als erster Absteiger feststand, spielt die Landesliga/Nord in dieser Spielzeit lediglich mit elf Mannschaften. Das führt zu einem entzerrten Spielplan, mit mehreren längeren spielfreien Phasen, so wie in den bevorstehenden Wochen. Gut zur Regeneration weil so die Möglichkeit besteht, dass sich die Verletztenliste bis zum nächsten Pflichtspiel am 2. März um 19:45 in der Helmbrechtser Göbelhalle gegen den TSV Allach 09 bestimmt wieder ein Stück weit lichten wird.
Gelingt dann ein guter Start in den letzten Saisonabschnitt, dann wird der Ehrgeiz in der Mannschaft weiter angefacht. Vielleicht wird dann aus dem Blinzeln auf die vorderen Plätze noch ein richtig anspruchsvoller Blick. In kompletter Besetzung brauchen die Mannen um Jonas Roßner, Johannes Reif oder Julian Merz keinen Gegner der Liga zu fürchten. Ein spannendes Frühjahr wartet!
Ein sichtlich zufriedener SG-Trainer Christian nach dem Spiel:
„In der ersten Halbzeit war noch etwas Abtasten angesagt. In der Folge haben wir dann als Mannschaft das umgesetzt was wir uns vorgenommen hatten. Stabile Defensive und Tempo, Tempo, Tempo.“
SG Helmbrechts/Münchberg – HSC Bad Neustadt/Saale 36:26 (13:15)
SG H/M:
Behrens, Biller (Tor);
Panzer (2), Silas Pritschet (3), Zach (2), Aust (1), Kritzenthaler (4), Johannes Reif (4), Bär (6/4), Merz (3), Troßmann (5), Roßner, Jakob Pritschet (6), Heinrich.
Schiedsrichter: Thiel (Forchheim); Weichselgartner (Waldkraiburg)
Zuschauer: 200
Zeitstrafen: 4; 9.
Rote Karte: Leon Demmel (HSC) in der 47. Minute wegen Foulspiel
Siebenmeter: 4/4, 4/3.
Spielfilm: 0:3, 2:5, 5:5, 7:6, 7:10, 9:13, 11:15, 13:15 (Pause); 20:15, 24:17, 26:21, 29:22, 34:24, 36:26.