Abpfiff eines überaus fairen Derbys in der rappelvollen Münchberger Gymnasiumhalle. Überflüssig und unnötig lediglich die hitzigen Schlusssekunden, die aber letztlich zum Derbycharakter auch irgendwie dazugehörten.
Sie war deutlich zu hören, die Last, die den SG`lern nach dem Abpfiff von den Schultern fiel, nachdem im vierten Anlauf endlich der erste Heimsieg dieser Saison gelang. Dass dieser zudem ausgerechnet im Derby eingefahren wurde, umso schöner für die Gastgeber, weil letztlich auch verdient.
Die Neulinge aus Rehau, Schönwald und Selb präsentierten sich über weite Phase alles andere als ein braver Aufsteiger, mischten lange Zeit mal mehr mal weniger kräftig mit und sollten in dieser Verfassung mit dem Abstieg in dieser Saison absolut nichts zu tun bekommen. Trainer Daniel Wiedel ist es gelungen eine Mannschaft zu formen, der es zwar an manchen Stellen noch an der Feinjustierung fehlt, die aber in sich so gefestigt und jederzeit in der Lage ist, mit den Konkurrenten dieser Liga mitzuhalten. Ein Beleg dafür ist aktuell Rang vier mit positiven Punktekonto und den bisher gezeigten guten Vorstellungen.
Genau diese guten Vorstellungen lieferten auch die Schützlinge von SG-Trainer Christian Seiferth bisher in dieser Saison. Doch vergaßen die immer wieder sich selber zu belohnen, weil in vielen Phasen der vorangegangen Begegnungen immer wieder Chancenwucher betrieben wurde.
Dies wussten natürlich auch die Gäste, die insgeheim mit der Hoffnung im Gepäck anreisten, am Ende auch aus der Münchberger Gymnasiumhalle etwas Zählbares mitzunehmen. Doch schon früh war zu erkennen, dass die Gäste sich an einer diesmal sehr sattelfestel SG-Abwehr die Zähne ausbeißen sollten.
Die SG-Deckung sollte auch im weiteren Verlauf ein Stück weit Schlüssel zum SG-Erfolg werden. In sich kompakt, gut aufeinander abgestimmt und jederzeit auf die gegnerischen Angreifer bestens eingestellt, wurden von Beginn an die Räume für den HSV-Angriff eng gehalten. Jonas Roßner und Dusan Ilijin taten sich dabei in Organisation und Ausführung hervor.
Dadurch konnte auch Philipp Mocker auf HSV-Seite nicht so oft wie sonst üblich seine Nebenleute ins Spiel bringen, wurde aber so zu Beginn gleich selber zweimal zum Vollstrecker. Schrecksekunde für die SG, als der Torschütze zum 1:0 Jakob Reif verletzt raus musste und längere Zeit das Spiel nur von der Bank aus verfolgen konnte.
Die Startphase verlief torarm bis zum 2:2 in der achten Minute. Zum Abtasten gehörte auch der fehlende Druck nach vorne, gebremst von zuverlässigen Deckungsverbänden auf beiden Seiten.
Schnell stellte sich zudem heraus, dass diese Derby ein Spiel der Torhüter werden könnte. Wurde es auch. Richard Krestan bei der HSV brachte der Finger oft torverhindernd ans Spielgerät. Lukas Hurt auf SG-Seite schon schnell immer öfter und wie sich im weiteren Verlauf herausstellte, auch spielentscheidender.
Das Duell Stürmer gegen Torhüter war eröffnet, die Partie nahm nach einer Viertelstunde an Fahrt auf. Beim 8:6 hatten es die Gastgeber erstmals in der Hand weitere 2-3 Tore dazwischen zu legen. Krestan hatte etwas dagegen und als Darek Zach eine Zweiminutenstrafe aufgebrummt bekam, nutzten dies die Gäste für einen 3:0-Lauf, gingen selber wieder mit 9:8 in Führung. Die Zeit, um die Partie in diesen Minuten aus eigener Führung heraus zu gestalten, blieb der HSV verwehrt.
Christian Seiferth nahm genau im richtigen Moment eine Auszeit und Sekunden danach musste Philipp Mocker für zwei Minuten auf die Bank. Julian Merz zum 9:9 und Dusan Ilijin mit einem Doppelschlag zum 11:9 sorgten so für den Pausenstand.
Als erneut Mocker nach Wiederanpfiff auf 11:10 verkürzte, schien sich der enge Verlauf forzusetzen. Doch diesmal hatten die Gastgeber ihre Lethargie, mit der sie ab und an aus der Pause zurückkommen, in der Kabine gelassen. Jetzt machten die Gastgeber mächtig Druck, Darek Zach, der nicht nur in diesen Minuten überzeugte platzierte den einen oder anderen Wurf unhaltbar in die Maschen vom zwischenzeitlich eingewechselten Miroslav Brosko gut gehüteten HSV-Gehäuse. Er war es zudem der dafür sorgte, dass die Spielgemeinschaft aus Helmbrechts und Münchberg in diesen Minuten nicht frühzeitig uneinholbar davonzog.
Nach dem 16:11 setzten Zdenek Danielka und Julius Meines wieder Nadelstiche, doch hielten die Frankenwäldler beim 19:15 einen Viertorevorsprung, der bis zum 25:21 Bestand hatte. Wenn bei den Gastgeber an diesem Tag nach dem Haar in der Suppe gesucht wurde dann bei der Tatsache, dass es die Seiferth-Schützlinge mehrmals versäumten sich klarer abzusetzen. Freilich lag dies auch an Krestan und Brosko im Gästetor.
Aber der Matchwinner stand gegenüber. Gerade als die Porzellanstädter nochmals alles in die Waagschale warfen, durch Julius Meinel und Tim Herkt sogar bis auf 25:23 herankamen beendete Lukas Hurt den Gästelauf. Mit Glanzparaden auf die komplette Spielzeit verteilt und speziell in den entscheidenden Schlussminuten raubte er den Gästen die letzte vage Hoffnung.
Nach dem 27:23 mussten zum Abkühlen der Gemüter MIroslav Brosko und Tim Herkt (beide HSV) sowie Jonas Roßner (SG) auf die Strafbank, bevor Stöckert für die HSV und Christoph Bär für die SG die letzten Derbytreffer markierten.
In der Summe ein verdienter Erfolg für die Frankenwäldler gegen einen starken Aufsteiger, der in dieser Form für die Liga durchaus als Bereicherung einzustufen ist. Den Gastgebern war bekannt, dass sie bei eigener Belohnung in den vorherigen Begegnungen schon wesentlich mehr Ertrag auf dem Habenkonto hätten verbuchen können. Diesmal ist es endlich gelungen nicht nur gut, sondern auch erfolgreich zu spielen.
Beide Teams werden versuchen, in den nächsten Spielen an diese Leistungen anzuknüpfen um weiterhin fleißig Punkte zu sammeln. Bei der HSV gefielen neben Spielmacher Philipp Mocker, der nach seiner dritten Zweiminutenstrafen schon eine Lücke auf dem Parkett hinterließ, die beiden Torhüter sowie Danielka, Meinel und Herkt.
Neben dem alles überragenden Lukas Hurt im SG-Gehäuse gefielen bei der SG noch Zach, Jonas Roßner, Ilijin und in einigen Szenen auch Christoph Bär und Julian Merz.
Die beiden Trainerstimmen nach dem Derby.
Daniel Wiedel HSV Hochfranken:
Zu Beginn haben wir gut mitgehalten und die Partie lange Zeit ausgeglichen gestaltet. Die Kreise von Jakob Pritschet und Dusan Ilijin konnten wir aber nicht entscheidend einengen. Unsere Abwehr hat diese Aktionen oft nur begleitet. Meist einen halben Schritt zu spät wurden die einfachen Durchbrüche nicht verhindert.
Kämpferisch haben wir über 60 Minuten voll überzeugt. In den entscheidenden Momenten hat uns SG-Keeper Lukas Hurt den Zahn gezogen.
Christian Seiferth SG Helmbrechts/Münchberg:
„Wir haben heute aus einer stabilen Abwehr heraus, mit einem hervorragenden „Hurtas“ zwischen den Pfosten und großer Überzeugung die beiden Punkte verdient bei uns behalten. Ich denke jeder einzelne wusste was heute auf dem Spiel stand und dementsprechend angespannt war es dann in der einen oder anderen Situation. Auf diese Leistung müssen wir nun aufbauen und mit Selbstvertrauen die nächsten Aufgaben angehen.“.
HANDBALL MÄNNER Oberliga Staffel Nord
SG Helmbrechts/Münchberg – HSV Hochfranken 28:24 (11:9)
SG H/M:
Hurt, Behrens (Tor);
Benjamin Aust, Panzer, Silas Pritschet (2), Zach (6), Bär (5/3), Elouahabi, Johannes Huber, Julian Merz (4), Jakob Reif (1), Christoph Huber, Janne Roßner, Jonas Roßner (1), Jakob Pritschet (5), Ilijin (4).
HSV:
Krestan, Brosko, Sümmerer (Tor);
Hartmann (1), Stöckert (1), Bartos, Sturm (1), Dietel (1), Mocker (4), Danielka (5), Meinel (3), Wolf (2), Herkt (6/3).
Schiedsrichter: Bayerlein (Regensburg); Kalina (Bayreuth) hielten ihre Linie und leiteten sicher und konsequent
Zuschauer: 500
Zeitstrafen: 3; 6.
Rote Karte: Philipp Mocker (HSV) in der 49. Minute nach der dritten Zeitstrafe
Siebenmeter: je 4/3
Spielfilm: 1:0, 2:3, 5:3, 8:6, 8:9, 11:9 (Pause); 11:10, 14:10, 16:11, 18:13, 19:15, 19:17, 21:18, 23:19, 25:21, 25:23, 28:24.