Handballherz was willst du mehr? Knapp 300 Zuschauer beim letzten Heimauftritt dieser Saison in der Helmbrechtser Göbelhalle bekamen Angriffshandball vom Allerfeinsten geboten. Um das in der gezeigten Form auf´s Parkett zu bringen, müssen alle mitspielen.
Dazu gehört, dass sich Abwehrreihen und Torhüter zurücknehmen, damit den Angreifern auch die Räume ermöglicht werden, um so ein Spektakel abzuliefern. Auch die Schiedsrichter ließen die Partie größtenteils laufen. Da wird auch ein von den Zuschauern vermeintlich gefühlter Fehlpfiff schon einmal mit einem Augenzwinkern abgesegnet.
Kurzum, es hat alles gepasst. Vor allem aus Sicht der SG, die ihrem treuen und wie immer stimmgewaltigen Anhang ein Handballschmankerl bieten konnten. Wenn es schon nicht die zwischenzeitlich verbal herbeigesehnten 40 Treffer werden sollten, dann war zumindest Tor Nummer 39 die Sahnehaube auf diese Partie.
Die Hallenuhr zeigte genau 59:58, als sich die Kugel im Netz verfing. Nach einer hervorragenden Ballstafette setzte Dominik Aust im Rückraum zum Sprungwurf an, passte diagonal in den Kreis und fand in Johannes Reif einen Abnehmer, der die Kugel in der Luft annahm und direkt verwandelte. Kempatrick der exzellenten Art mit einschlägigem Erfolg. Jetzt stand die Halle endgültig Kopf. Diesen Beifall hatten sich die Protagonisten dieser Begegnung auch verdient.
Die Gäste, weil sie sich über weite Phasen in keiner Weise so präsentierten, wie es eventuell von einem Absteiger, der seit einigen Spieltagen bereits feststand, zu erwarten gewesen wäre. Die Gastgeber für das Spiel und eine Serie, die jetzt in einer Woche in der Münchberger Gymnasiumhalle bei einem weiteren Heimerfolg, dann gegen den SV Michelfeld, sogar noch auf Rang vier enden kann.
Johannes Reif, einer der dominanten Angreifer in diesem Match, war es auch, der sich das Recht der Spieleröffnungen für sich nahm. Nach 35 Sekunden zum 1:0, gelang es ihm auch nach 30:51 den ersten Treffer nach Wiederanpfiff zu setzen.
Das war das jeweilige Startsignal für Angriffshandball, den die Fans nur allzu gerne sehen und auch bewundern. Gerade deshalb, weil sich damit immer wieder hervorragende Spielzüge im Wechsel mit schnellen Konterangriffen das Staffelholz in die Hand drückten.
Das galt wohlgemerkt für beiden Mannschaften an diesem Abend, die sich diesbezüglich hervorragend ergänzten. Die Fans waren schnell Feuer und Flamme, zumal das Damoklesschwert der Relegation für die Heimmannschaft seit einer Woche gewichen war.
Freilich sahen beide Trainer den Sturmlauf zwischendurch auch mit einem weinenden Auge. Dies galt dann in erster Linie den eigenen Torhütern und Abwehrreihen, die oft chancenlos den Angreifern gegenüberstanden. Es war aber ein Spiel an einem Tag, wo Kritik ausnahmsweise auch einmal in das zweite Glied rutschten durfte. Zu viele coronabedingte Rückschläge mussten Aktive, Verantwortlich und auch Fans in der jetzt zu Ende gehenden Saison 2021/2022 in Kauf nehmen. Da war es gerade der richtige Zeitpunkt, um sich am Hallenhandball wieder einmal richtig zu erfreuen.
Die Mannschaften trugen früh und vor allen Dingen über weite Strecken der Partie ihren Teil dazu bei. Allein die meist knappen Zwischenstände hielten auch die Spannung hoch. Auch ein Mitverdienst der Gäste, die nicht nur äußerst fair, sondern als jederzeit gleichwertiger Partner in diesem Match auftraten.
Es waren die kurzen Phasen und Läufe, die es den Gastgebern zwischenzeitlich ermöglichten, die Führung auszubauen. Im Umkehrfall gaben die Frankenwäldler die Führung aber auch immer wieder schnell aus der Hand. Beispiele: von 7:6 über 12:7 auf 13:13. Dann von 19:18 über 23:18 auf 23:22. Dieser ständige Wechsel dokumentiert gleichzeitig den interessanten und abwechslungsreichen Spielverlauf.
Freilich hätten es die Gastgeber gerne gesehen, dass nach mehrmaliger 4-5-Tore-Führung der Deckel früher auf dieser Partie gewesen wäre. Doch selbst beim 30:29 in der 48. Minute war dies noch nicht der Fall. Erst als die Begegnung auf die Ziellinie einbog, die Gäste dem hohen Tempo Tribut zollen mussten, kippte das Match noch klar auf Seite der Seiferth-Schützlinge.
Alle genossen verdientermaßen den Jubel nach dem Abpfiff. Die Gäste, die sich erhobenen Hauptes aus der Landesliga verabschieden, können sich in dieser Form jederzeit mit dem Gedanken des sofortigen Wiederaufstiegs beschäftigen. Zudem hatten sie im 11-fachen Torschützen Abdul Aziz Altwish ihren überragenden Werfer.
Bei den Hausherren, die einen geschlossen und souveränen Eindruck hinterließen fiel noch Folgendes sehr positiv auf. Mit Moritz Panzer, Johannes Reif, Julian Merz, Jonas Roßner und Jakob Pritschet standen diesmal 5 Aktive auf SG-Seite federführend für eine Generation, die künftig durchaus in der Lage ist, nicht nur das Zepter in die Hand zu nehmen, sondern zudem auch durch Torjägerqualitäten zu überzeugen.
Da befindet sich die SG auf einem sehr guten Weg, zumal Trainer Christian Seiferth seine Qualitäten einbringen kann, um so einer mit Talenten gespickten Truppe den Weg in eine gute Handballzukunft zu ebnen.
SG-Trainer Christian Seiferth verzichtete diesmal nach dem Abpfiff auf das sonst übliche zusammenfassende Zitat. Er freute sich mit seinen Jungs und hofft nun, dass auch am kommenden Samstag, um 19.45 Uhr in der Münchberger Gymnasiumhalle gegen den SV Michelfeld nochmals so eine geile Stimmung herrscht.
SG Helmbrechts/Münchberg – MTV Stadeln 39:33 (21:18)
SG H/M:
Behrens, Hurt (Tor);
Benjamin Aust, Kalas (2), Panzer (4), Dominik Aust (3/3), Reif (8), Bär (1), Mayer, Merz (6), Lad (1), Troßmann (4), Roßner (5), Pritschet (5).
Schiedsrichter: Frisch/Nagel (Puschendorf)
Zuschauer: 280
Zeitstrafen: Keine; 1.
Siebenmeter: je 3/3.
Spielfilm: 2:2, 5:5, 8:6, 12:7, 13:13, 16:16, 18:18, 21:18 (HZ); 23:22, 27:24, 29:26, 30:29, 34:30, 36:32, 39:33.