Corona ist wieder allgegenwärtig. Das spürt man beim Betreten der Halle, beim Blick auf die nur dünn besetzten Ränge und selbst die Mimik der Aktiven lässt verschiedene Interpretationen zu. Trotzdem mussten alle Beteiligten das Beste aus der Situation machen.
Doch als der Anpfiff ertönte, schienen die Spieler das Drumherum zu vergessen und konzentrierten sich voll und ganz auf ihre Kernkompetenz. Handball spielen und das möglichst ansehnlich, was von Beginn an beiden Parteien gelang. Erneut war es Julian Merz, der nicht zum ersten Mal in dieser Saison das Privileg des Auftakttrefferschützen für sich in Anspruch nahm.
Stojanov und Schemm schlugen zurück, bevor weitere schnelle Tore für den 3:5 Zwischenstand sorgten. Da war schon viel Sehenswertes dabei und es sollte noch besser werden. Die Gastgeber nahmen den Rhythmus des Spitzenreiters auf und knieten sich in die Partie. Nach zwei herrlichen Treffern durch Troßmann und Kritzenthaler ging die Führung wieder an die Hausherren.
Die für SG-Verhältnisse, zudem gegen den Spitzenreiter, nur spärliche Kulisse war trotzdem schnell auf Betriebstemperatur. Mit Maske ist eben auch Stimmung zu erzeugen anders. Aber die Trommeln waren da und damit auch der Rückhalt von den Rängen für die Seiferth-Schützlinge, die sich auch in der Folge weiterhin auf Augenhöhe mit dem Tabellenführer befanden.
Gegenüber dem letzten Heimspiel an gleicher Stelle gegen die HSG Fichtelgebirge waren aber 2 Faktoren nicht vorhanden. Da packte in vielen Situationen die Abwehr bei weitem nicht so herzhaft zu, wie im Derby. Der andere Punkt waren die Keeper. Von keinem Torwart darf verlangt werden, dass er -wie Lukas Hurt zuletzt- Galavorstellungen in Serie abliefert. Doch diesmal verfielen sowohl Hurt wir auch Behrens ins andere Extrem. Sie bekamen die Finger einfach zu spät oder oft gar nicht an den Ball, was den Gästen dann in der Summe auch immer wieder zu verhältnismäßig leichten Treffern verhalf.
Dennoch blieb die Partie ausgeglichen, bis eben eine jener unterschiedlichen Auslegungen des jungen Unparteiischenteam aus Mittelfranken dann doch entscheidend in die Partie eingriff. Diskussionswürdige 2 Strafminuten dezimierten die Gastgeber. Die Folge war verheerend. Um mit 6 Angreifern weiter zu spielen nahm Trainer Seiferth den Keeper raus. Dass just in diesem Moment drei unglückliche Aktionen in Serie dem Gegner in die Karten spielten, brachte in der Folge ein 0:3 in Unterzahl. Noch völlig durchgeschüttelt von diesen Sekunden, legten die Gäste nochmals nach.
8:12, nach einer völlig ausgeglichenen Anfangsviertelstunde. Da muss man im Nachhinein schon über eine nicht berechtigte 2-Minuten-Strafe nochmal ganz anders nachdenken. Doch dazu war keine Zeit und die SG nahm stattdessen wieder die Verfolgung auf. Beginnend beim 13:15 bis letztlich zum 16:18 Pausenstand waren die Frankenwäldler wieder im Match drin.
Dies umso mehr, als Pritschet 30 Sekunden nach Wiederanpfiff der Anschluss zum 17:18 gelang. Jetzt war plötzlich wieder alles möglich und das spürten auch die Gäste, die sich in der Folge nicht nur ergebnistechnisch, sondern auch spielerisch kurzfristig in Bedrängnis sahen. Der Punktgewinn für die SG schien phasenweise sogar in greifbare Nähe zu rücken. Auch dann noch, als Rothenburg wieder seine ganze Klasse auf´s Parkett brachte. Die Mittelfranken hatten in der Summe an diesem Tage einfach die besseren Einzelspieler, was aber die Akteure der Gastgeber in ihrer Gesamtbewertung keinesfalls zurückstuft.
Rothenburg ist in dieser Form und personeller Bestbesetzung jederzeit als erster Anwärter für den Titel zu nennen. Es ist reichlich Klasse in den Reihen der Tauberstädter, die jederzeit in der Lage waren und sind, je nach Bedarf den Rhythmus vorzugeben. Dennoch waren es wieder unverständlich 2 Zeitstrafen um die 45. Minute herum, die sich nachteilig auf die SG auswirkten. Es geht einzig und allein um die Tatsache, ob gleiche Vergehen auch gleich geahndet werden. Da war nicht der Fall und dass die Zuschauer dann stehend ihre Missfallen zum Ausdruck brachten, ist zwar nicht unbedingt gut zu heißen, aber jederzeit aus neutraler Sicht auch ein Stück weit nachvollziehbar.
Rothenburg nutzte die Gunst der Stunde und machte aus dem 22:24 ein 22:28. Man kann jetzt viel hineininterpretieren, was alles möglich gewesen wäre, hätten die Partie auch in der Schlussphase ähnlich knappe Spielstände geprägt.
Bei allem Engagement der Spielgemeinschaft aus Helmbrechts und Münchberg sollte dies aber nicht mehr so werden. Auch deshalb nicht, weil die Hausherren hinten aufmachen und nach vorne in schnellen Zeittakten abschließen mussten. Klappte einiges nicht mehr so wie angedacht und dadurch ergab sich nochmals ein 5:2-Lauf für den Spitzenreiter, der in Helmbrechts zwar verdient, aber um einige Tore zu hoch gewann.
Es sei klar herausgestellt, dass die SG die Schuld der Niederlage bei sich selber suchen muss. Dass die Art der Entstehung und auch die Höhe letztlich andere Gründe hatte, sollte aber auch nicht unter den Tisch gekehrt werden.
Rothenburg kann in der nächsten Woche daheim gegen Rödental/Neustadt seine Spitzenstellung weiter untermauern und die SG muss versuchen am kommenden Samstag in Stadeln, bei einem Mitkonkurrenten im Abstiegskampf, Zählbares mitzunehmen.
Christian Seiferth fasste die Partie so zusammen: „Große Vorwürfe können wir uns nicht machen. Dafür haben wir gegen einen starken Gegner zu viel investiert. Letztendlich hat Rothenburg insgesamt aber verdient den Sieg mit an die Tauber genommen.
HANDBALL MÄNNER Landesliga / Nord
SG Helmbrechts/Münchberg – TSV 2000 Rothenburg 26:33 (16:18)
SG Helmbrechts/Münchberg
Hurt, Behrens (Tor);
Kalas (2), Panzer, Aust (3/3), Kritzenthaler (3), Reif (2), Mayer, Merz (2), Lad, Troßmann (4), Roßner (2), Pritschet (6), Peeetz (2).
Schiedsrichter: Ertel (MTV Stadeln); Ebeling (SG Kernfranken) bestraften oft gleiche Vergehen unterschiedlich und ließen eine klare Linie vermissen.
Zuschauer: 160
Zeitstrafen: SG 7; TSV 4
Siebenmeter: 4/3; 2/2.
Spielfilm: 1:2, 3:3, 3:5, 8:7, 8:12, 11:13, 14:18, 16:18 (HZ); 17:18, 19:22, 22:24, 22:28, 24:29, 25:31, 26:33.