Deutliche Niederlage, abgerutscht ins hintere Tabellendrittel und dennoch ein zufriedener SG-Trainer. Da taucht die Frage nach dem Warum auf. Keinesfalls ist diese mit Galgenhumor zu beantworten. Viel eher schon mit der Tatsache, dass „Mick“ Bernert die Situation der letzten Wochen genau kennt und deshalb richtig einzuschätzen weiß.

Bestbesetzung ist wohl eher der Wunschgedanke, der Trainer und Mannschaft in den zurückliegenden Wochen meist verwehrt blieb. Immer wieder Verletzungen, Erkrankungen oder berufs- bzw. studienbedingte Absagen schwächten die SG-Frauen bei ihren Punktspielauftritten in der Oberliga. Hinzu kommt der Spielplan. Im Nachhinein betrachtet ging es meist gegen Spitzenteams der Liga, wo Punkte sowieso nicht immer in Reichweite liegen.

Mannschaft und Trainer mussten bzw. müssen vielleicht noch einen Zeitraum lang mit dieser Ausgangslage umzugehen lernen. Schwer genug, weil man sich aus eigener Sicht den bisherigen Verlauf dieser Spielzeit im Vorfeld doch etwas einfacher vorgestellt hatte. Doch nun muss gemeinsam mit dem umgegangen werden, was diese Tage und Wochen ermöglichen. Einfach wird es auf keinem Fall. Der momentane Punktestand von 5:9 Zählern nach sieben Begegnungen und Rang neun alles andere als optimal, aber zumindest nachvollziehbar.

So war auch diesmal die Liste der ausgefallenen und nicht einsetzbaren Spielerinnen fast so lange, wie die Auflistung der Akteurinnen auf dem Spielformular. Wobei hier mit Katharina Schlegel noch ein Spielerin stand, die letztlich nach 10 Minuten nicht mehr eingesetzt werden konnte und von Deborah Lutz, die seit dieser Saison zum Stamm der ersten Mannschaft gehört, auf Linksaußen hervorragend vertreten wurde. Quirlig und durchschlagskräftig überzeugte sie mit fünf Treffern.

Trotzdem war es eine Extremausgangslage. Neben den beiden Torsteherinnen Jasmin Brugger und Romina Harich, die die erkrankte Mia Hahn hervorragend vertrat, blieben noch acht Feldspielerinnen, also nur zwei Wechselmöglichkeiten.

Was blieb war der Mut der Verzweiflung und die Prämisse „Augen zu und durch!“. Genau das gelang den Gästen von Beginn an überraschend gut. Ausgangspunkt war eine absolut starke und kämpferisch überzeugende 6:0-Abwehr, die die Frankenwäldlerinnen im Spiel hielt. Obwohl die SG von Beginn an einen Gang zurückschaltete, Kräfte sparend agierte und nicht automatisch in jeden Tempogegenstoß umschaltete, blieb man den Gastgeberinnen immer dicht auf den Fersen.

Mitte der ersten Hälfte löste Romina Harich Jasmin Brugger zwischen den Pfosten ab und war gleich mit einer starken Leistung im Spiel. Die gab den Mädels um die erfahrene Denise Bär und Torjägerin Carina Hempfling einen zusätzlichen Schub. Was folgte waren die stärksten Gästeszenen in diesem Aufeinandertreffen. Hinten weiterhin standhaft und vorne immer durchschlagskräftiger wurde ein zwischenzeitlicher Viertorerückstand bis zum Seitenwechsel egalisiert.

In schier unnachahmlicher Manier gelangen nach 13:11 Rückstand Torjägerin Carina Hempfling vier Treffer in Folge zur eigenen 15:14 Führung. In diesem Moment war das Ergebnis gedreht, ehe Sarah Konrad für Zirndorf vor der Pause ausglich und unmittelbar nach Wiederanpfiff die Mittelfranken auch wieder nach vorne warf.

In der Folge pendelte die Partie wieder hin und her, allerdings zahlenmäßig immer mit einem knappen Vorsprung der HG. Was der SG blieb, war weiterhin die Improvisation, die wegen den vielen Ausfällen auch so notwendig war. Leni Zinkler und Nachwuchsspielerin Rahel Tautenhahn, die eigentlich sonst im Rückraum wirbeln, wurden am Kreis eingesetzt. So verlief aus Helmbrechts/Münchberger Sicht weiterhin vieles abwechslungsreich und dennoch zufriedenstellend.

Für überragend und am Ende auch ertragreich reichte im weiteren Verlauf einfach die Kraft nicht mehr. Nach dem Treffer zum 19:22 durch Sara Kantnerova in der 40. Minute begannen die SG-Kräfte von Minute zu Minute immer mehr zu schwinden. Gegen ein Topteam, wie es die HG Zirndorf nun einmal ist, mit nur zwei Wechselspielerinnen zu agieren konnte auf Dauer einfach nicht gut gehen.

So schlichen sich verständlicherweise erste Kondition- und Konzentrationsschwächen ein, die gegen Ende der Partie zunahmen. So stand nach Abpfiff ein klarer Heimerfolg der HG Zirndorf, die mit jetzt 10:4 Punkten ihren Platz im Vorderen Tabellendrittel erst einmal festigte.

Für die Gäste blieben letztlich keine Punkte, aber das Lob des Trainers, der unter den genannten Umständen die Leistung seiner Mädels besonders hervorhob.
 
Trainer „Mick“ Bernert nach dem Abpfiff:
„Das 33:26 spiegelt nicht den Einsatz und Siegeswillen meines Teams heute. Der überragende Kampf in der Abwehr und das schnelle Spiel nach vorne kostete Kräfte. Die auf der Platte stehenden Spielerinnen konnten wegen den krankheits- und beruflich bedingten Ausfällen nicht optimal entlastet werden. Die Körner reichten dann leider nur bis zur 40. Minute. Ab da häuften sich die technischen Fehler im Angriff und Zirndorf konterte uns aus“.

Was bleibt für den Moment? Auf jedem Fall der Blick nach vorne und dabei in die Helmbrechtser Göbelhalle, wo es am kommenden Samstag in Kellerduell gegen den HC 03 Bamberg darum geht, wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt zu sichern.

 

HANDBALL                    FRAUEN                    Oberliga Staffel Nord

HG Zirndorf – SG Helmbrechts/Münchberg            33:26            (15:15)

SG H/M:
Brugger, Harich (Tor);
Hempfling (8/1), Schlegel, Bär (3), Kantnerova (2), Popp (1), Zinkler (2), Tautenhahn, Roßner (5), Lutz (5).

Schiedsrichter: Thiel (Forchheim), Weichselgartner (Waldkraiburg)

Zuschauer: 50

Zeitstrafen: Keine; 3

Siebenmeter: 6/4; 2/1

Spielfilm: 2:0, 5:3, 7:5, 11:7, 11:10, 13:11, 14:15, 15:15 (Pause); 18:15, 19:18, 22:19, 27:19, 28:23, 32:24, 33:26.