Dass mit einem Auftritt wie diesen letztlich alles möglich ist, hat am Ende der souveräne Heimerfolg gegen den bisherigen Ligazweiten deutlich unter Beweis gestellt. Gegenüber den letzten drei Begegnungen war das eine ganz andere Körpersprache, mit der die Bernert-Schützlinge dem unterfränkischen Spitzenteam gegenübertraten.

Freilich war das auch personell bedingt. Die Rückkehrerinnen wie Sophia Knoll am Kreis oder Carina Hempfling im linken Rückraum besetzten ihre angestammten Schlüsselpositionen, was sich sehr positiv auf das Mannschaftsspiel auswirkte.

Vor allem das Mitwirken von Spielmacherin und Torjägerin Carina Hempfling gab dem Team deutlich mehr Sicherheit. Mit ihrer Gefährlichkeit bindet sie meist zwei Gegnerinnen und eröffnet damit ihren Nebenspielerinnen Räume, die diese oft glänzend zu nutzen verstanden. Schenkt der Gegner für Momente Hempfling nicht die notwendige Aufmerksamkeit, dann weiß diese ihre Freiräume durch Distanzwürfe oder im 1:1-Verhalten zum Gegner sofort in zählbare Erfolge umzumünzen.

Auf die Frage, wie ihre Sicht als „Spielerin des Spiels“ auf diesen eminent wichtigen Heimsieg ist, antwortet Carina Hempfling nach dem Abpfiff:
„Grundlage für den Sieg heute, war unsere starke Abwehr. Wir haben als Mannschaft über 60 Minuten unglaublich gekämpft & konnten uns so am Ende mit zwei wichtigen Punkten belohnen.“

Und dieses Ende brachte auf dem Spielfeld Mimik in den Gesichtern der Spielerinnen, wie sie unterschiedlicher nicht hätte sein können. Bei den Gästen war die Enttäuschung deutlich herauszulesen, zumal sie mit der Niederlage den zweiten Tabellenplatz und damit die Rolle des ersten Verfolgers von Spitzenreiter HaSpo Bayreuth an den HBC Nürnberg abtreten mussten.

Bei den Gastgeberinnen strahlende Augen und Freude pur über einen Galauftritt, der die Darbietungen der zurückliegenden Wochen in Vergessenheit geraten ließ. Trainer „Mick“ Bernert hatte seine Mädels auf diese Partie hervorragend vorbereitet. Wohl auch wissend, dass eine von der Tabellensituation her durchaus mögliche Heimniederlage die Frankenwäldlerinnen in eine äußerst schlechte Ausgangslage für den weiteren Saisonverlauf gebracht hätte.

Das war allen klar. Umso bemerkenswerter, dass die Gastgeberinnen völlig unverkrampft und nervenstark in dieses Match gingen. Mit dem Blick nach hinten in der bisherigen Saison nicht selbstverständlich. Doch diesmal ging es nur um hier und jetzt. Genau das hatten alle verinnerlicht. Wer vor dem Aufeinandertreffen vorausgesagt hätte, dass Pleichach in dieser Oberligabegegnung nicht ein einziges Mal in Führung geht, der wäre wohl von allen Seiten belächelt worden.

Doch bereits nach 24 Sekunden schlug es im Gästegehäuse erstmals ein. 5:1 nach fünf und 8:4 nach elf Minuten dokumentierten, dass in dieser Phase nur eine Mannschaft dominierte – die SG Helmbrechts/Münchberg. Das hatte Gründe. Die SG spielte eine harte, aber jederzeit faire offensive 6:0-Deckung. Der Spielaufbau der Pleichacher wurde dadurch immer wieder erfolgreich unterbunden.

Bei gegnerischen Kreisanspielen waren es oft sogar drei heimische Abwehrspielerinnen, die die Gästeangreiferinnen in die Zange nahmen und so am erfolgreichen Torwurf hinderten. Die Räume für Pleichach wurde eng gemacht und dadurch die torbringenden Aktionen verhindert. „Kampfgeist pur“, wie es Trainer Bernert auf den Punkt brachte. So kristallisierte sich schnell heraus, dass die Abwehr der Schlüssel zum Erfolg sein könnte und Dank einer bravourösen Vorstellung es am Ende auch wurde.

Da passte natürlich auch der Sahnetag von Mia Hahn gut ins Bild, die gleich den ersten Siebenmeter meisterte. Ein weiteres kluges taktisches Verhalten gab den Unterfranken die nächste Nuss zum Knacken. Zwischenzeitliche Umstellung der Abwehr auf 5:1. Einigermaßen auf das eine Abwehrsystem eingestellt, stellte die SG um und störte damit die Gästeangreiferinnen ein weiteres Mal in ihrem Radius. Pleichacher Durchschlagskraft ging somit verloren.

War schon toll, wie sich die Mädels aus Helmbrechts und Münchberg diesmal verkauften. Da fragen sich die Fans vielleicht sogar berechtigt: „Warum nicht immer so?“ Die Antwort der zurückliegenden Wochen ist fast zu 100 % im fehlenden Personal begründet. Komplett oder eben nur mit ganz wenigen Ausfällen ist die SG eine Truppe, die es mit jedem Gegner dieser Klasse aufnehmen kann und das hat sie in den Folgeminuten dieser Partie eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

Im Positionsangriff geduldig und mit dem nötigen Biss agiert, stand nach einer Viertelstunde erstmal eine Fünftoreführung, die im Verbleib der ersten Hälfte sicher gehalten und bis in die Pause gebracht wurde. Bei nur elf Gegentreffern gegen ein echtes Spitzenteam wie Pleichach Ergebnis einer eindrucksvollen Vorstellung.

Genau die setzte sich auch nach Wiederanpfiff fort. Zwar kamen die Unterfranken mit neuem Elan aus der Kabine zurück, aber bereits beim 17:14 fand der Zwischenspurt sein Ende. Die Gastgeberinnen übernahmen wieder die Regie. Die Außenspielerinnen Katharina Schlegel, Veronika Koch, und Anna Smrhova wurden immer wieder gut in Szene gesetzte und konnten zusammen 11 Buden erzielen. Sie waren ständiger Unruheherd und gaben der Gästeabwehr oft unlösbare Rätsel auf.

Als nach einer Dreiviertelstunde Carina Hempfling mit einem Doppelschlag auf 23:16 stellte war allen in der Halle klar: Der Sieger dieser Partie wird am Ende SG Helmbrechts/Münchberg heißen. Genau so kam es, zumal die Gäste in keiner Phase mehr ins Spiel fanden und vor allem nicht damit gerechnet hatten, auf so eine wiedererstarkte SG zu treffen. Hut ab, vor dieser Leistung. Dieses und ähnliche positive Zitate gab es von den Rängen.

Unmittelbar nach Emma Roßner´s Schlusspunkt nach 59:56 Minuten kannte der Jubel keine Grenze mehr. Vor allem Trainer „Mick“ Bernert war von der Vorstellung seiner Truppe begeistert.

„Das Match hat gezeigt, dass sich eine gute Defensive am Ende auszeichnet. Mein Team hat das über die ganze Spielzeit durchgezogen und hochverdient die beiden Punkte eingesackt!“ Fasste er am Ende freudestrahlend zusammen.

Es war ein rundum gelungener Gesamtauftritt der Frankenwäldlerinnen, mit dem die Fans für die weniger erfolgreichen letzten Wochen eindrucksvoll entschädigt wurden.

SG Helmbrechts/Münchberg – HSG Pleichach 27:21 (16:11)

SG H/M:
Hahn (Tor);
Hempfling (10/1), Smrhova (4), Schlegel (4), Kantnerova (1), Popp, Knoll (2), Zinkler (1), Matus, Koch (3), Roßner (2), Lutz, Neeser.

Schiedsrichter: Lea Blumenstock (Winkelhaid) / Nicole Schlagenhaft (Pyrbaum) pfiffen bis auf Kleinigkeiten ausgezeichnet

Zuschauer: 180

Zeitstrafen: 5; 4.

Siebenmeter: 2/1; 5/4.

Spielfilm: 4:1, 6:3, 10:5, 13:6, 15:8, 16:11 (Pause); 17:14, 18:15, 21:15, 23:16, 23:19, 25:20, 27:21.