Auf die Frage nach der Spielzusammenfassung aus seiner Sicht antwortet SG-Trainer „Mick“ Bernert: „Mir fehlen heute die Worte“. Nochmals nachgehakt schickt Bernert zumindest noch ein paar Gedankengänge hinterher. „Massenhaft technische Fehler, schlechte Torabschlüsse und ohne Abwehr gewinnt man kein Spiel“. So Bernert abschließend mit nachdenklicher Mine.

Eigentlich verständlich, wenn dem Trainer nach diesem Spiel nicht mehr zu entlocken war. Was seine Truppe an diesem Tag ablieferte ist irgendwo zwischen spielerischem Offenbarungseid und Arbeitsverweigerung einzuordnen.

Dabei war aus der Vorschau im Hinblick auf diese Partie eigentlich alles herauszulesen, was gegen einen Tabellenletzten zu berücksichtigen ist. Nicht von den blanken Zahlen täuschen zu lassen. Gegner auf keinem Fall unterschätzen. Gast steht mit dem Rücken zur Wand und wird bestimmt alles in die Waagschale werfen. So war in etwa die Auflistung im Vorfeld. Genau diese Punkte sind im positiven Sinne aus des Gegners Sicht und im negativen Sinne aus dem Blickwinkel der SG-Augen eingetreten. Die Mädels aus Helmbrechts und Münchberg waren gegenüber den letzten Auftritten nicht mehr wiederzuerkennen.

Mit 10:4 Punkten aus den zurückliegenden sieben Begegnungen setzten die Bernert-Schützlinge ein Ausrufezeichen. Es waren immer wieder exzellente Auftritte dabei, mit denen man sich in der Oberliga Respekt verschaffte. Zwischenzeitlich wurde mit dieser Serie das eigene Punktekonto sogar mit 4 Zählern Differenz in den Habenbereich gestellt und ist dabei auf einen ausgezeichneten Mittelfeldplatz nach oben in der Rangliste gerutscht. Alles gut – so schien es für den Moment.

Doch mit diesem Auftritt gegen das Kellerkind HV Oberviechtach, das mit diesem doppelten Punktgewinn in der Tabelle auf Rang zehn hochgeklettert ist, stellen die Frankenwäldlerinnen ihre bis dato gute Ausgangsposition plötzlich selber wieder in Frage. Im Moment ein ausgeglichenes Konto, punktgleich mit der HSG Nabburg-Schwarzenfeld, wo man am kommenden Samstag zu Gast ist. Dann könnte bei einer eventuellen weiteren Niederlage plötzlich der Abstiegsrelegationsplatz ein Thema werden und ab diesem Moment sich der bisher gute Saisonverlauf in eine komplett andere Richtung verändern.

Das wollte und will so bei der SG niemand. Doch wenn man dieses Begegnung genau unter die Lupe nimmt dann fällt auf, dass eigentlich die Mannschaft in keiner Phase in der Lage war, sich energisch gegen das drohende Unheil zu stemmen.

Dies zeichnete sich schon früh ab. Die 2:1 Führung durch einen Doppelschlag von Eva Matus und Leni Zinkler nicht mehr als eine Momentaufnahme. Ab der siebten Minute kippte die Partie peu á peu auf Oberviechtacher Seite. Aus den zahlreich vergebenen Einwurfmöglichkeiten, dem hektischen SG-Spielaufbau und den in einer viel zu hohen Anzahl aufgetretenen technischen Fehlern zogen die Oberpfälzer immer wieder ihren Nutzen.

Zudem stand mit Maria Fichtinger eine Torhüterin mit gutem Stellungsspiel zwischen den Pfosten, die die SG-Angreiferinnen immer wieder ausguckte. Zugegeben, nicht schwer. Vor allen Dingen dann nicht, wenn die SG-Werferinnen mit ihrem Blick signalisierten wo der Ball hingehen soll. Diese Fehlerkette führte dazu, dass der HVO bis zur 24. Minute auf 10:5 davonzog.

Dann kam Denise Bär und mit der routinierten SG-Angreiferin auch neuer Wind. Eine Gästezeitstrafe nutzte Deborah Lutz zum 8:10 und Emilia Gauger, die mit ihrem Leistungsvermögen eigentlich in die erste Damenmannschaft gehört, gelang mit einem Doppelschlag der 11:11 Ausgleich. Alles wieder gut, zumindest bis zum 14:14 in der 34. Minute.

Doch dann wurden sie schon vermisst, die erkrankten, verletzten und berufllich verhinderten wie Katharina Schlegel, Anna Smrhova, Sophia Knoll und vor allen Carina Hempfling, normalerweise der Dreh und Angelpunkt im SG-Spiel. Nicht zu vergessen, dass Denise Bär und Eva Matus angeschlagen bzw. erkrankt in diese Partie gingen. Das sind die Fakten aber nicht die Entschuldigung dafür, was die Gastgeberinnen ab der 35. Minute ablieferten. Vielleicht sogar ein Stück weit beschämend, wie sie die Frankenwäldlerinnen im weiteren Spielverlauf präsentierten.

Den Gästen wurde der Sieg regelrecht aufgedrängt. Aus dem 14:14 wurde ein 14:18. Als es beim 19:21 Anschlusstreffer nochmals spannend zu werden schien, folgte der k.o. im Viererpack. Just in diesem Moment gab es eine Zeitstrafe gegen Eva Matus, die die Gäste zur 19:23 Führung nutzten. Clevererweise nahm Oberviechtach zum nächstmöglichen Zeitpunkt ein Timeout und kam daraus mit einem weiteren Doppelpack zurück. 20:26 und dann Auszeit für die Heimmannschaft. Im Gegenteil zu den Gästen kam die SG nicht mit neuer Treffsicherheit zurück auf die Platte, sondern kassierte nochmal einen Doppelpack zum endgültigen Aus.

Eine Schlussphase, die mit 3:8 Toren an die Oberviechtacher ging unterstreicht deutlich, wie desolat die SG-Mädels an diesem Tag ihrem Gast gegenübertraten. Eigentlich ist mit einem Satz viel, vielleicht aus heimischer Sicht sogar alles gesagt. Es war eine Vorstellung zum Vergessen, die vor allem eines machen sollte – nachdenklich!

SG Helmbrechts/Münchberg – HV Oberviechtach 21:29 (12:13)

SG H/M:
Brugger, Hahn (Tor);
Dreßler, Bär (6/2), Kantnerova, Popp, Ernst, Zinkler (1), Matus (3), Koch (2), Roßner (3), Lutz (3), Gauger (3).

Schiedsrichter: Balzer / Schreiner (Gefrees)

Zuschauer: 160

Zeitstrafen: 4; 3.

Rote Karte: Julina Gleißner (HVO) in der 56. Minute wegen Foulspiel

Siebenmeter: je 3/2.

Spielfilm: 2:1, 3:5, 5:5, 5:10, 9:10, 11:12 (Pause); 13:12, 14:19, 16:19, 18:20, 19:25, 20:29, 21:29.