Der i-Punkt dieser aus Gastgeberinnensicht streckenweise total verkorksten Heimvorstellung stand nach 58:51 Minuten auf der Anzeigentafel. Ulrike Frank-Kutschera erzielte für ihren TV Marktsteft in diesem Moment das 25:34 und damit hätten die Gäste auch noch den direkten Vergleich für sich entschieden. Nach einer Glanzvorstellung in der Vorrunde in Unterfranken gelang seinerzeit der SG mit spielerischen Mitteln ein vor allem in der Höhe völlig verdienter 34:26 Überraschungserfolg. Mit dem fast identischen Ergebnis drehten die Gäste diesmal den Spieß.
Der Doppelschlag von Denise Bär und Emma Roßner in der Schlussminute verhinderte, dass auch der direkte Vergleich noch an den TVM gegangen wäre. Ob der bei zwei ausstehenden Spielen überhaupt noch zum Tragen kommt steht in den Sternen, zumal die Kitzinger Vorortler nach ihrem gestrigen Sieg jetzt bereits drei Punkte vor der SG liegen.
Es war eines dieser oft zitierten 4-Punkte-Spiele. Nur schien das bei den Gastgeberinnen in den Köpfen nicht angekommen zu sein. Völlig von der Rolle starteten die Mädels aus Helmbrechts und Münchberg in dieses für den Abstiegsrelegationsplatz so wichtige Aufeinandertreffen. Bei den Gäste war augenscheinlich vom Anpfiff an klar, was in dieser Begegnung tatsächlich auf dem Spiel stand. Der Sieger würde nach Abpfiff auf jedem Fall vor den beiden Relegationsplätzen acht und neun liegen.
Am Ende des Spieltages schaut es jetzt so aus: Die Absteiger TSG Estenfeld, HV Oberviechtach und HC 03 Bamberg standen schon länger fest. Der TSV Roßtal muss sicher in die Relegation, weil die HSG Pleichach auf Rang sieben inzwischen fünf Zähler vor Roßtal liegt.
Nach der Heimpleite gegen den TV Marktsteft befindet sich die SG in folgender Situation. Es müssen zwei Siege her, um der Abstiegsrelegation noch zu entgehen. Für alle anderen SG-Ergebnisse gibt es Rechenmöglichkeiten. Geht Pleichach in den beiden abschließenden Spielen gänzlich leer aus, dann würde der SG nur ein Erfolg aus den Spielen beim TSV Roßtal oder abschließend daheim gegen den Meister HaSpo Bayreuth nicht reichen, weil gegenüber Pleichach der direkte Vergleich bei den Unterfranken liegt. Die davor liegenden Mannschaften TV Marktsteft und HSG Nabburg/Schwarzenfeld können nur noch mit zwei eigenen Erfolgen und Punktverlusten dieser beiden Teams überflügelt werden.
Genau genommen muss der jetzt kommende Spieltag noch abgewartet werden. Dann werden die Rechenmöglichkeiten deutlich weniger, aber dafür umso konkreter. Genau diesen Rechenbeispielen hätten die SG-Damen mit einem Heimerfolg gegen den TV Marktsteft problemlos aus dem Weg gehen können. Das ist so nicht eingetreten und daran tragen die Gastgeberinnen die Alleinschuld.
Vom Anpfiff weg schien das eigene Nervenkostüm nicht mitzuspielen. Die Frankenwäldlerinnen starteten mit einer wieder einmal viel zu hohen Anzahl an technischen Fehlern in die Partie und servierten damit den Gästen die Möglichkeiten zur schnellen Führung auf dem Silbertablett. Marktsteft bestrafte in der Anfangsphase jeden SG-Fehler mit einem Tor und lag schnell mit 4:0 vorne.
Das ließ die Gastgeberinnen in der Folge nicht sicherer in ihren Aktionen werden. Trotzdem war die SG beim 4:6 im Match angekommen. Doch die Art und Weise, wie die Frankenwäldlerinnen ihr Pensum im ersten Abschnitt abspulten, erinnerte immer wieder an viele andere Partien aus dieser Spielzeit. Oft fehlte das Spielverständnis untereinander, was vor allem daran liegt, das ein dreimaliges oder zumindest zweimaliges regelmäßiges wöchentliches Training den meisten Spielerinnen aus beruflichen oder Studiengründen absolut nicht möglich ist.
Darin ist auch die Ursache für die ständigen Fehlpass- und Fangfehlerorgien zu suchen, die die SG immer wieder abliefert. Der nächste Kritikpunkt liegt bei den Abschlüssen. Die Mannschaft bringt einfach nicht die Geduld auf ihre Aktionen so vorzubereiten, um beim Torwurf die Gelegenheit mit den größten Chancen auf Erfolg zu nutzen. So darf sich eigentlich auch niemand wundern, wenn es so läuft, wie es gerade läuft. Zudem fehlt den Bernert-Schützlingen immer noch eine Spielmacherin und Organisatorin, die die Fäden vor allem dann in die Hand nimmt wenn Ordnung in den eigenen Reihen gefragt ist.
So blieben auch die folgenden Minuten immer wieder nur Stückwerk. Der 11:16 Pausenrückstand blockierte die Köpfe noch mehr.
Das machte sich auch gleich zu Beginn der zweiten Hälfte wieder bemerkbar. Die Gäste hatten einfach mehr Gradlinigkeit in ihren Aktionen. Zudem erhielten sie von einer viel zu passiven SG-Abwehr immer wieder tatkräftige Unterstützung. Trainer Bernert formuliert es nach dem Spiel sinngemäß so: Weder eine 5:1 noch 6:0 Abwehr funktionierte. Zu unkonzentriert und auch mit zu wenig Bewegung im Deckungsverbund. Marktsteft hatte es dadurch viel zu einfach im 1:1. Ein altbekannte Handballweisheit: “Ein Spiel ohne Defensive kann man nicht gewinnen“. So Bernert.
Es klappte einfach hinten und vorne nichts. Ein gebrauchter Tag bog auf die Zielgerade ein. Dann aber schon mit einem 9-Tore-Rückstand. Da half auch nichts, dass Mia Hahn in Hälfte eins und Romina Harich nach dem Seitenwechsel oft weitere gute Einwurfgelegenheiten der Gäste zunichte machten. In der Summe war es ein Fehlerfestival, mit dem sich die Gastgeberinnen am Ende die klare Heimniederlage selber einbrockten. Jetzt steckt die SG richtig tief in den Schlamassel.
Am kommenden Samstag besteht die Chance zur Wiedergutmachung beim TSV Roßtal. Dann muss aber jeder einzelne Spielerin deutlich mehr Prozente in die Waagschale werfen um die Wiederholung eines solch desolaten Auftrittes zu verhindern.
Trainer Mick Bernert stand die Enttäuschung nach dem Abpfiff ins Gesicht geschrieben:
„Eine Wiederholung vom Hinspiel ist uns leider nicht gelungen. Das einzig Positive nach dem heutigen Match ist, dass wir im direkten Vergleich besser sind. Wir müssen jetzt aus den letzten beiden Partien das Maximum, 4 Punkte, rausholen!“
SG Helmbrechts/Münchberg – TV Marktsteft 27:34 (11:16)
SG H/M:
Hahn, Harich (Tor);
Hempfling (4), Smrhova (1), Bär (8/3), Kantnerova (3), Knoll (1), Zinkler (2), Matus (1), Koch (6), Roßner (1), Lutz.
Schiedsrichter: Marcel Förster / Marcel Ludwig (Michelfeld) leiteten unauffällig und fehlerfrei
Zuschauer: 150
Zeitstrafen: Keine; 3.
Siebenmeter: 3/3; 1/1.
Spielfilm: 0:4, 3:6, 5:9, 7:11, 9:13, 11:16 (Pause); 12:19, 14:22, 17:24, 19:27, 21:30, 23:32, 25:34, 27:34.