Einen Abschied mit Wehmut gab es am letzten Spieltag auf Seiten der SG Helmbrechts/Münchberg II. Svenja Schmidt und Denise Walter hängen nach langer Handballzeit ihre Sportschuhe an den berühmten Nagel. Trainer Michael Plachert, der sich zwischenzeitlich fast 40 Jahre auf diesem Parkett bewegt, gönnt sich eine sportliche Auszeit.

Das Zitat vor der Begegnung gab Betreuer Leon Frischmann ab: „Die brennen heute!“ Gemeint waren die SG-Mädels, die vor allem in dieser Saison immer wieder bestätigten, gegen schwächere Gegner deren Niveau anzunehmen. Dann aber gegen Spitzenteam alles in die Waagschale werfen, um sich auf deren Level zu präsentieren.

Immer noch mit dem flauen Gefühl im Magen, in der Vorwoche beim bis dahin noch punktlosen Absteiger HG Kunstadt mit 26:30 verloren zu haben, sollte heute der Tabellenführer dafür büsen. Nich ausgeschlossen, zumal die Plachert-Schützlingen schon in der Vorrunde beim 28:28 in der Ebersdorfer Frankenlandhalle voll und ganz überzeugten.

Entsprechend verlief das letzte Saisonspiel gegen den neuen Meister und Aufsteiger in die Oberliga-Nord HSG Weidhausen-Ebersdorf. Sowohl die Westoberfranken wie auch die Gastgeberinnen wollten sich ordentlich von ihren Fans verabschieden und so entwickelte sich eine Partie auf hohem Niveau, die beide Lager begeisterte.

Die Einheimischen legten los wie die Feuerwehr und kamen durch drei Treffer, der an diesem Tag aus einer geschlossenen Mannschaftsleistung noch herausragenden Emilia Gauger, schnell zu einer deutlichen Führung. Doch wie gewonnen so zerronnen, drehten die Gäste das Geschehen. Bereits zu diesem Zeitpunkt wurde dem neuen Meister bewusst, dass er an diesem Tag auf eine bestens eingestellte SG II treffen sollte.

Über die gut disponierten Leonie Ott und Antonia Panzer sowie einer überzeugenden Torhüterin Romina Harich, die in der Anfangsphase reihenweise sehr gute Einwurfmöglichkeiten der Gäste zunichte machte, gelang es in der Folge mit Tempospiel und konsequenter Nutzung der eigenen Torchancen sich wieder abzusetzen. Luzie Jakob blieb es vorbehalten, nach feinem Anspiel erstmalig eine 4 Tore-Führung herauszuwerfen. Doch ganz abschütteln ließen sich die Polstermöbelstädterinnen nicht und kamen bis zur Pause wieder auf zwei Treffer heran.

Trainer Michael Plachert gab seinen Mädels mit auf dem Weg in die zweite Halbzeit, unbedingt wachsam weiter zu agieren, zumal dies in den zurückliegenden Begegnungen oft zum Problem wurde. In dieser Phase gingen die Spiele meist verloren. Doch diesmal kam alles anders. Selbst durch den unmittelbar nach der Pause erzielten Anschlusstreffer der Gäste ließen sich die SG-Mädels nicht aus der Ruhe bringen.

Mit einem 7:2-Lauf wurde den Vorsprung bis zur 42. Minute auf 19:13 ausgebaut. In diesem Minuten war dem neutralen Beobachter nicht klar, wer denn hier nun der neue Meister sei. So stark präsentierte sich in diesem Abschnitt das Heimteam. Doch dann ein Schockmoment: Antonia Panzer verletzte sich bei einer Aktion am Fuß, so dass für sie das Spiel beendet war. Gleichzeitig begann die Phase des Wechselns, wo dann auch einmal Emilia Gauger für einige Minuten auf der Bank Platz nahm. Da die etatmäßige Ersatzmittelspielerinnen erkrankt waren und Antonia Panzer verletzt ausfiel, wechselte Leonie Ott auf die Position von Gauger.

Wer nun dachte, das sei das Signal für den Gegner zur Wende in diesem Spiel sah sich schnell eines Besseren belehrt. Zwar kamen die Gäste auf, aber nicht um der Partie eine entscheidende Wende zu geben. Dafür stand die einheimische Abwehr an diesem Tag zu gut und selbst taktische gegnerische Finessen wurden gekontert. Das Momentum blieb bei den Frankenwäldlerinnen.

So geriet der Sieg letztlich nicht mehr in Gefahr. Was nach dem Abpfiff stand ist die Tatsache, dass die SG II drei von vier Verlustpunkten dem Meister abgeknöpf hat. Bemerkenswert und Grundlage für diesen Erfolg war die Bereitschaft aller, sich sowohl in der Abwehr wie auch im Angriff voll einzubringen. Die roten Köpfe der Mädels bestätigten eindrucksvoll das Eingangszitat: „Die brennen heute!“

Trainer Michael Plachert nach dem Abpfiff mit einem Saisonfazit:

„Auch wenn nicht alles in der Saison rund lief,  ich bin sehr stolz auf alle in dieser Saison eingesetzten Mädels. Die Mannschaft zeigte immer wieder in Ansetzen, vor allem gegen die Spitzenteams, dass man selbst tollen Handball spielen kann. Wenn man das Durchschnittsalter der sehr jungen Mannschaft und auch das Entwicklungspotential der einzelnen Spielerinnen betrachtet, dann können wir uns bei der SG auf die kommenden Jahre sicher freuen, zumal auch in allen Jugendmannschaften ein hohes Niveau vorhanden ist. Wichtig ist, egal in welcher Mannschaft und egal ob Sieg oder Niederlage, immer als Team aufzutreten und so wie in dieser Partie, für- und miteinander zu kämpfen. Ich freue mich auf jeden Fall auf die kommenden Jahre.“, so Plachert zusammenfassend mit einem Strahlen im Gesicht.

 

HANDBALL                    FRAUEN                    Bezirksoberliga Oberfranken

SG Helmbrechts/Münchberg II – HSG Weidhausen-Ebersdorf            29:26            (12:10)

SG H/M II:
Harich, Devjatov (Tor);
Sujak (1), Gauger (13/9), Jakob (1), Felicia Ott, Schmidt, Panzer (6), Maloszyk (1), Leonie Ott (6), Till, Brett, Ernst (1), Fechner.

Schiedsrichter: Cem Uzun (Schwarzenbach/Saale)

Zuschauer: 130

Zeitstrafen: Keine; 3.

Siebenmeter: 9/9, 4/4.

Spielfilm: 3:0, 5:6, 11:7, 12:10 (Pause); 16:12, 19:13, 21:16, 23:18, 25:21, 25:24, 27:25, 29:26.