Oh, wie ist das schööön…..so hallte es nach dem Abpfiff in der Helmbrechtser Göbelhalle aus über 300 Fan-Kehlen. Soeben ging ein Handballspektakel zu Ende, dass in Form und Art keinesfalls alltäglich war. Die Fans waren sich einig. Bestes Saisonspiel und zudem eines vom Allerfeinsten. Doch dazu gehören immer zwei. Ein bärenstarkes Gästejuniorenteam, das sich als aktueller Tabellendritter noch berechtigte Hoffnungen auf die Aufstiegs-Spitzenplätze macht und ein Gastgeber, der nicht nur gleichwertig war, sondern in vielen Phasen mannschaftlich über sich hinauswuchs.

Die Hausherren bestätigten einmal mehr ihre aktuelle Topform mit zuletzt 17:5 Punkten aus elf Spielen und davon die letzten fünf Begegnungen allesamt siegreich gestaltet. Besser ist derzeit nur die SG Auerbach/Pegnitz, mit rückwirkend sieben Erfolgen am Stück. Pikanterweise treffen beide am kommenden Sonntag um 16:00 Uhr in der Auerbacher Helmut-Ott-Halle aufeinander. Dann wird es voraussichtlich das nächste Highlight geben und dabei wahrscheinlich eine Serie reißen.

Doch die hat bei der SG auch diesmal Bestand. Vor allem deshalb, weil die Frankenwäldler einmal mehr demonstrierten zu welch schlagkräftiger Einheit sie zwischenzeitlich zusammengewachsen sind. Technisch versiert, mit Spielwitz gepaart und zudem von allen Positionen aus wieder brandgefährlich. So zogen die Hausherren schon in den Anfangsminuten das begeisterungsfähige Publikum auf ihre Seite.

Das Schützenfest zeichnete sich von Beginn an ab, wo beide Kontrahenten mit offenem Visier ihre Offensivstärken aufs Parkett brachten. Fast ohne technische Fehler lief der Ball durch die Angriffsreihen wie am Schnürchen. Hüben und drüben fielen die Tore wie reife Früchte. Dabei waren einige Treffer zum Zunge schnalzen. Da fielen Sätze auf der gut gefüllten Tribüne wie: „Ein Tor schöner als das andere“. Oder: „Wenn das so weitergeht, dann kann das werden werden!“…und es wurde etwas, etwas Ausgezeichnetes.

Keine Mannschaft wich auch nur einen Millimeter von einer seltenen und in dieser Saison noch gar nicht gesehen Handballdemonstration ab. Mit Superlativen muss vorsichtig umgegangen werden. Doch diesmal fehlten fast die Worte zur Steigerung nach oben. Nach neun Minuten 8:8, bis dahin nicht nur torreich, sondern vor allem auch ausgeglichen.

So ging es weiter hin und her. Obwohl sich dabei der eine oder andere technische Fehler oder die eine oder andere ausgelassene Einwurfmöglichkeit hinzugesellten, neutralisierten sich auch hierin beide Ligarivalen. Richtig aufregend blieb die Schlussphase im ersten Abschnitt. Silas Pritschet, der zusammen mit den anderen Außen Julian Merz, Erik Eberhardt und Christoph Huber Treffsicherheit demonstrierte, gelang das 18:16. Kurz vorher wäre sogar ein 18:14 noch möglich gewesen. Einige Torwartparaden auf beiden Seiten standen aber auch einem möglichen 17:17 im Wege.

Nach Wiederanpfiff stellten die Gastgeber auf 20:17, ehe sich eine vorübergehenden Phase mit ein paar Fahrkarten zu viel auf Seiten der SG einreihte. Dabei wurde plötzlich Gästekeeper Timon Hruschka zum Faktor und schickte sich an, seiner Mannschaft den Rücken zur Spielwende zu stärken. Rimpar gelang ein 4:0-Lauf, dreht das Match und spielte in den Folgeminuten immer aus einer 1-2-Tore-Führung heraus.

Es hat Begegnungen in dieser Saison gegeben, wo die Frankenwäldler in solchen Abschnitten komplett auf die Verliererstraße gedrängt wurden und nicht mehr zurück ins Spiel fanden. Das war diesmal ganz anders. Nicht nur deshalb, weil die SG-Abwehr oft die gefährlichen Gästeangreifer wie Milan Kütt oder Finn Daugs entscheidend aus dem Spiel nahm. Auch deshalb, weil Trainer Christian Seiferth und seine Mannen auf etlichen gegnerische Finessen Antworten parat hatten.

So wusste man auch mit der direkten Manndeckung von Darek Zach und Jakob Pritschet umzugehen. Spiel breit gemacht, im 4:4 die Außen gesucht, im 1:1 durchgesetzt und erfolgreich abgeschlossen. Das war der Grund, warum die Unterfranken ihre Führung nach dem 23:25 nicht weiter ausbauen konnten. Ab der 42. Minute wogte die Partie dann wieder hin und her. Weiterhin spannend und phasenweise dramatisch bog die Begegnung auf die Zielgeraden ein.

Die SG-Fans, bekannt für ihre stimmgewaltige Unterstützung, packten dann den Hammer auf den Rängen aus. Minuten vor dem Abpfiff standen alle in der Halle und mit ohrenbetäubenden Lärm feuerten sie ihre Schützlinge an. Das beflügelte die Truppe aus Helmbrechts und Münchberg. Dusan Ilijin und Darek Zach nutzten die Gunst der Minuten und schafften mit einem Doppelschlag das 33:31. Von da an ging es Führung-Ausgleich zu Gunsten der Gastgeber weiter.

Warum Rimpar II in den möglichen spielentscheidenden Momenten sich dann doch nicht durchsetzte lag auch ein Stück weit an Keeper Lukas Hurt. Genau wie sein Kollege Felix Behrens in Halbzeit eins, zeigte er eine eher durchwachsene Leistung. In den wichtigen Momenten hatten aber beide ihre Finger am Ball. So auch Hurt, der gleich dreimal in der Schlussphase zur gegnerischen Erfolgsverhinderer wurde.

Das geschah beim 33:33, 34:34 und vor allem beim 35:35. Wer Krimis liebt, war beim Schlussakkord genau richtig. Neil Sommerkorn gelang nach 59:10 Minuten das 35:35 und Rimpar kam nochmals in Ballbesitz. Eigentlich wären in diesem Moment alle mit dem vielleicht gerechtesten Ergebnis in dieser Partie zufrieden gewesen.

Doch die Gäste scheiterten. Die SG brachte den Ball schnell nach vorne und dann war es einmal mehr Jakob Pritschet, der in dieser Partie als Torjäger voran ging. Er packte alle Energie in diese letzte Aktion. Zwischen zwei gegnerischen Abwehrspielern hindurch und mit Vehemenz in die Maschen. Die verbleibenden 4 Sekunden reichten dann für keine weiteren Gästeangriff mehr. Was folgte war ein Jubel, der die Statik der Göbelhalle ins Wanken brachte.

SG-Trainer Christian Seiferth war von der Leistung seiner Jungs schier überwältig und musste sich nach dem Abpfiff im Moment erst einmal sammeln.
„Ein starkes Run&Gun Spiel von den Jungs. Am Ende mit dem etwas glücklicherem, aber definitiv nicht unverdienten Ende für uns.“ So fasste Seiferth kurz und knapp die Geschehnisse zusammen.

SG Helmbrechts/Münchberg – SG DJK Rimpar II 36:35 (18:16)

SG H/M:
Behrens, Hurt (Tor);
Panzer (2), Silas Pritschet (6), Zach (5), Aust (3/3), Bär, Eberhardt (1), Johannes Huber, Merz (5), Christoph Huber (1), Jannes Roßner, Jonas Roßner (2), Jakob Pritschet (8), Ilijin (3).

Schiedsrichter: Patrik Peter Porogi / Tamas Sapi (Eching) passten sich dem hohen Niveau dieser Partie an

Zuschauer: 320

Zeitstrafen: 7; 6.

Rote Karte: Luca Edelmann (SG DJK) in deer 53. Foulspiel wegen Foulspiel

Siebenmeter: 3/3, 3/2.

Spielfilm: 1:2, 4:3, 7:6, 8:9, 12:11, 15:13, 17:14, 18:16 (Pause); 20:17, 20:21, 22:24, 25:26, 28:29, 31:30, 33:32, 34:34, 36:35.