Man muss sich diesen Wahnsinn einmal auf der Zunge zergehen lassen. In einem Duell um den Abstiegsrelegationsplatz geht die SG Helmbrechts/Münchberg beim TSV Roßtal als Sieger hervor und steht dann mit 23:19 !!! Punkten noch immer auf einem Relegationsplatz. Der Grund dafür ist eigentlich schnell gefunden.

Nach Corona wurden die 14ner Ligen in 12er Gruppen umgewandelt. Die Regularien mit übernnommen. Befanden sich in den 14ner Ligen am Ende die Ränge acht und neun im sicheren Tabellenmittelfeld, sind dies jetzt in der 12er Gruppe plötzlich Abstiegs- bzw. Abstiegsrelegationsplätze.

Anlass reichlich, um hier auf Verbandsebene einmal nachzudenken und eine andere Regelung anzuwenden. Vielleicht sollte man die Bezirksoberligameister, die in der Summe sowohl bei den Damen wie auch bei den Männern in den Oberligen nur schwer Tritt fassen und meist prompt wieder zurück in die Bezirksoberligen absteigen, nicht automatisch aufsteigen lassen, sondern in eine Aufstiegsrelegation schicken. Die Möglichkeit, dann vieles neu und besser zu regeln wäre damit geschaffen. Die Idee ist in den Ring geworfen.

Aber so ist es erst einmal wie es eben nun ist. Die SG Helmbrechts/Münchberg muss beim abschließenden Saisonendspiel am kommenden Samstag ab 14:00 Uhr in der Münchberger Gymnasiumhalle jetzt den Meister und Regionalligaaufsteiger HaSpo Bayreuth bezwingen um dann auf 25:19 Punkte zu kommen und damit der Abstiegsrelegation zu entgegen. Wer will das einem Außenstehenden aber trotzdem Sportinteressierten auf Anhieb begreiflich erklären.

So gingen beide Teams mit dem Fokus auf den eigenen Erfolg und großen Emotionen in dieses Aufeinandertreffen. Was sich schon nach wenigen Minuten herauskristallisierte war die Tatsache, dass diesmal das Hilfsmittel Harz zum Eigentor für beide Teams wurde. Dass die SG in fremden Hallen damit verständlicherweise immer Probleme besitzt, ist aufgrund der fehlenden  regelmäßigen Wettkampferfahrung nachvollziehbar. Dass aber die Gastgeberinnen ebenfalls nichts zu fassen bekamen ist eher unverständlich, weil sie im Umgang mit Harz erprobt sind.

So entwickelte sich eines der torärmsten Spiele der gesamten Saison auf einem technische Niveau, das nicht unbedingt im obersten Regal angesiedelt war. Die technischen Fehler wechselten sich auf beiden Seiten in einer Häufigkeit ab, die den Statistikern die Haare zu Berge stehen ließen. Es waren eben Abstiegskampf und da ist ein Schönheitspreis nicht im Lostopf vorhanden.

Doch etwas brachte einen deutlichen Unterschied im Vergleich zum Heimspiel in der Vorwoche gegen den TV Marktsteft. Die Einstellung bei den SG-Mädels war deutlich erkennbar eine ganz andere. Egal wie sich die Situation in den verschiedenen Spielabschnitten darstellte. Die Frankenwäldlerinnen haben sich mit enorm viel Engagement ins Match hineingefressen. Dazu gehört in erster Linie eine hervorragende Abwehrarbeit, die als 6:0-Formation bestens funktionierte.

Hinzu kam eine Torhüterleistung von Mia Hahn, die mit Worten eigentlich gar nicht richtig 1:1 zum Ausdruck gebracht werden kann. Sie stand am Ende als Matchwinnerin nach einer vorherigen Galavorstellung. Es war nicht nur ihr bestes Saisonspiel, es war wahrscheinlich eines der besten Spiele ihrer bisherigen Laufbahn, das sie mit mehreren Zwei- und Dreifachparaden am Stück krönte. So trieb sie die Gastgeberinnen an den Rande der Verzweiflung. Eine Torhüterin in Normalform hätte wahrscheinlich auch nicht ausgereicht, um am Ende die Halle als Siegerinnen zu verlassen.

Doch auch die Gastgeberinnen hatten ebenfalls eine Meisterin ihres Faches zwischen den Pfosten, was die SG vor allem nach dem Pausenpfiff zur Kenntnis nehmen musste. Nur eben nicht ganz auf dem gleichen Level.

Warum sich diese jederzeit ausgeglichene Partie auf spielerischen eher bescheidenem Niveau durch das komplette Spiel bewegte ist ganz einfach der Tatsache geschuldet, dass es in dieser Begegnung um sehr viel ging und der Wille auf beiden Seiten die Dominanz über das Geschehen behielt. So auch in Halbzeit eines, wo keines der beiden Teams auch nur einmal eine Zweitoreführung herauswerfen konnte. Die spektakulären Offensivszenen waren auf beiden Seiten Mangelware. Es war in der Summe alles andere als ein handballerischer Leckerbissen.

Das setzte sich auch nach dem Seitenwechsel fort, wo bis Mitte der zweiten Halbzeit beim 12:12 Zwischenstand noch immer Schonkost angesagt war. Die spannendsten Momente gehörten der Schlussphase und zwar ab der 51. Minute, wo Anna Smrhova die SG erstmals mit zwei Treffern in Führung brachte. Jetzt war der Sieg plötzlich in Griffweite, denn in einer derart torarmen Begegnungen ist ein plötzlicher Zweitorevorsprung ein gewaltiges Pfund. Genau den gaben die Mädels aus Helmbrechts und Münchberg auch bis zum 60. Minute nicht ab. Der Anschlusstreffer durch Hannah Kuchlbauer 3 Sekunden vor dem Abpfiff konnte den Gästejubel nicht mehr bremsen.

SG-Damenspielleiter Florian Bär musste nach dem Abpfiff erst einmal kräftig durchschnaufen um zu folgender Zusammenfassung zu gelangen:

„Ab der ersten Minute Abstiegskampf pur, zwei Mannschaften die große Probleme mit dem Harz hatten. 13 Zweiminutenstrafen und zwei starke, im Falle von Mia Hahn eine überragende Torhüterleistung, erklären das Ergebnis. Das einzige was zählt sind die beiden Punkte, die dank einer reinen Willensleistung der Mannschaft mit in den Frankenwald genommen wurden.“

„Jetzt gilt voller Fokus auf HaSpo Bayreuth, nichts anderes als zwei Punkte zählen dann gegen den Meister und Aufsteiger in die Regionalliga.“, so Bär ergänzend.

 

HANDBALL                    FRAUEN                    Oberliga Staffel Nord

TSV Roßtal – SG Helmbrechts/Münchberg                    15:16            (8:8)

SG H/M:
Brugger, Hahn (Tor);
Hempfling (4/3), Smrhova (2), Bär (4/3), Kantnerova (1), Knoll (3), Zinkler (1), Matus (1), Koch, Roßner, Lutz.

Schiedsrichter: Wolfgang Balzer / Heiko Schreiner (Gefrees)

Zuschauer:  150

Zeitstrafen: 6; 5.

Siebenmeter: 4/1; 7/6.

Spielfilm: 0:1, 3:2, 4:5, 7:6, 8:8. (Pause); 9:8, 11:10, 12:12, 12:14, 14:16, 15:16.